




Geneigte Leser, -innen und außen, sitzend stehend oder liegend.....
euer (wegen der Krängung) ebenfalls geneigter Schreiber entschuldigt sich für die verspätete Berichterstattung über den ersten Segeltag, er war dazu gestern keinesfalls in der Lage, aber lest selbst.
Tag 1
Natürlich hab ich alter Crewtreiber es geschafft pünktlich um 7 Uhr abzulegen, auch wenn 2/5 dies wie auch die folgenden 3 Stunden langweiligen Motorens verschlafen haben. Nur der Neuzugang Bebe stand sofort in HH und Musto-sponsernder Komplettausstattung bereit alle Segel raufzureißen und sah uns fassunglos an als wir sagten, das bissl Wind is zu wenig. "...aber wir wollen doch segeln.." wir vertrösten ihn auf morgen.. also gestern, also Tag 2.
So ging es zum morgendlichen Halt bei Vrak Spalathonisia, einer Inselgruppe auf halbem Wege südwärts um die körperlichen Zu-und Abfuhren zu pflegen. Spannend dabei nur die äußerst geringe Wassertiefe in der Seekarte mit 9m angegeben.
Nach einer kurzen Beratung mit dem im sicheren Homeoffice verweilenden Safetyofficer war die LostCrew sich natürlich des eigenen Fehlers bewusst, noch nicht Aeolus, dem gr. Gott des Windes und Poseidon seinem Meeresbruder geopfert zu haben. Prompt nach dem Opfer erbarmten sich diese der unwürdig motorenden Crew und spendeten ihr Segelfreuden. Diese brachte uns bis an die Spitze Sithonia des Mittelfinger Halkidikis. Dort wurde Mittags gerastet und geschwommen. Dann ging es auch schon nach Porto Koufo unserem Abendziel, zur weitern Enttäuschung Bebes nur auf direktem Wege und allein unter Genua (gr. Vorsegel). Dort wurde den wenigen lukulischen Freuden der kochlosen Crew gefröhnt.
Tag 2
Zu diesem verblasst der erste Tag im Dunste des Berg Athos zu einer wagen Erinnerung.
Auch heute geht es früh los, 7 Uhr schaffen wir nicht ganz, aber kurz vor 8 heißt es Anker auf und nachdem wir Porto Koufu verlassen und an der Südspitze Sithonias die ersten Ausläufer des angekündigten Meltemis zu spüren bekommen, sind alle bereit für die große Überfahrt.
Auf dem Plan stehen nicht weniger als 52 Meilen nach Limnos, ohne Einkehr oder Haltmöglichkeit, schließlich ist das Meer hier bis zu 1100m tief.
Der Meltemi lässt sich nicht lumpen, ist wie gewöhnlich eine Windstärke stärker als in den Vorhersagen und das liegt nicht am Seglerlatein, sondern höchstens an der schnellen Fahrt der Crew.
Anfangs sind Wind und Welle noch im Gewohnten, ein schöner Am-Windkurs wird für die nächsten (Achtung spoiler 11) Stunden angelegt, doch sobald sich Berg Athos, der majästatisch am 3. Finger Halkidikis trohnt und uns in unsrer Nussschale mitleidig beäugt, dazu erniedrigt, uns aus seinen Fängen zu lassen, hackt es mit bis zu 7bft (29kn, ca 50km/h) und die Wellen werden höher, etwas länger aber auch ein Burda-Strickmuster egebend.
Durch das lange auf Stb-Bug-Segeln ergeben sich nicht viele Möglichkeiten der Manöverschlucke, aber dem Meer wird trotzdem geopfert, diesmal mehr Feststoffe als Flüssiges.. na ihr wisst schon.... so stellen Schirsch und ich den traurigen Rekord des Fischefütterns nun auf 4, wobei ich zum Erreichen mein Äußerstes.. na eigentlich Innerstes gebe.
Die LostCrew ist in einem elendigen Zustand, aber was hilfts.. weiter gehts unter verschiedensten Segelstellungen, als auch das 2. Reff zuviel wird und das 3. sich nicht einbinden lässt, wird eben nur mit gereffter Genua gesgelt, dies tut der Speed aber keinen Abbruch und so segeln wir mit 6 bis 7 kn Fahrt zügig auf Limnos zu.
Kurz nach Sonnenuntergang schaffen wir es in die lt Water Pilots (gr Hafen und Küstenkarte bzw Ratgeber) vor N-Winden gut geschütze Bucht Ormos Plati. Bald erkennen wir, dass die Autoren sehr präzise waren, denn sie schützt nur vor N-Winden, aber nicht vor Meltemi (wie in anderen Buchten angegeben), der ja bekanntlich auch aus Nord kommt.
Da uns ermatterter Crew aber alle Alternativen zu mühsam waren, ankern wir so geschützt wie möglich in 5m Wassertiefe. Der Meltemi macht keine Zeichen von Ermattung und bläst mit 20kn in Böen bis über 30 über unser Bimini hinweg.
Nun kann auch Schorsch sein verdientes 1000Meilen Shirt in Empfang nehmen, auch wenn er diese schlafend bzw an der Reeling hängend ersegelt hat. Stolz ist er trotzdem.
Da 25m Ankerkette für diese Bedingungen doch zu wenig sind, wie uns die erste Fallböe lehrt, stecken wir nochmal 30m etappenweise nach. Der Anker hält dann bombenfest. Davon sind alle überzeugt, sogar ich.... Nur Bebe lässt sich nicht überreden dem Plotter und den 2 gesetzten Ankeralarmen oder wenigst der doch etwas an unruhigen Nächten erfahren LostCrew zu vertrauen und begibt sich auf einsame Ankerwache... Bis auch ihn der Schlaf übermannt... Manchmal brauchts nur Zeit...
Euer Käptn Zwaara