Freitag, 18. September 2020

Törn 2020 - Tag 6

Wie könnte es anders sein, nach der völligen windstille am Abend kam in der Nacht erneut Wind auf, allerdings nicht so heftig wie davor. Nach einem gemütlichen Frühstück und Baden (bei konstant 26grad schon die ganze Woche) legen wir für die letzte Etappe nach nikiti ab. Vorbei an der Esperanto mit gewinke. Die lautstarke Party gestern Abend hatte übrigens nur mehr kurz angedauert.

Bei erneut sehr ansprechendem Wind aus Ost segeln wir mit teils gerefftem Tuch Nordwestwärts. Machen Halsen und Q-Wenden wie es uns beliebt, der schwache Seegang machts uns leicht. Topspeed heute 8.9knoten. (gestern übrigens 10.6!)

Mittags beweist erneut TC seine Kochkünste. Und das während der Fahrt mit zunehmender Schräglage. Versuche dieselbe für den Koch etwas zu reduzieren wurden seitens des Rudergängers zwar bedacht, mussten aber zugunsten der Kursoptimierung verworfen werden. Tut leid Smutje! Zum Essen selbst ankern wir in strandnähe bei nikiti. Der Wind ist hier aber so stark, dass der Anker beim ersten Versuch einfach nicht hält. Hätte ganz schön blöd hergehen können, aber wir waren darauf gefasst.

Etwas später dampfen wir in die Marina ein, und TC legt bei saftigem Seitenwind ein astreines Anlegemanöver hin, das dem Vermieter ein extraLob Wert ist! Chapeau!

Kaum haben wir festgemacht, beginnts zu regnen! Perfekte Routenplanung.

Diese Wetteränderung haben wir Ianos zu verdanken. Der Wirbelsturm, den wir in den letzten Tagen schon im Augenwinkel beobachtet haben, und der im ionischen Meer heute einiges an Verwüstungen angerichtet hat, wie wir den Medien entnehmen.

Was bleibt noch zu tun? Das feierliche Bergen der Crewflagge. Und nach wasserbunkern endlich auch mal eine anständige Dusche. Checkout, und Abendessen. Danach, wieder retour auf der Elpida in der Marina: schon wieder Sturm mit heftigsten Böen, ohrenbetäubender Lärm, da die Takelagen sämtlicher yachten vibrieren und Leinen an die Masten knallen. Oder anders: klabautermusik für Segelromantiker wie wir es sind.

Tja, das wars wieder einmal! Viele große Momente für die Crew, unter oft anspruchsvollen Bedingungen. Urlaub? Das ist Definitionsfrage. Ausbruch aus dem Alltag? Auf alle Fälle.

Bis zum nächsten Mal!

Eure LostCrew


Donnerstag, 17. September 2020

Törn 2020 - Tag 5

Der elendige Sturm war mitten in der Nacht wieder zu Stelle.

Dafür hat er sich gleich in der Früh wieder eingekriegt, und zu einem sowohl von Richtung als auch Stärke sehr feinen Wind konnten wir - wieder unter den wachsamen Augen des Berg Athos - zurück zum Festland, nach Porto koufu segeln. Ja, es stimmt, zwischendurch musste der Motor immer wieder herhalten, weil dann und wann einmal kein ausreichender Wind vorhanden war. Da die bordBatterien auch geladen werden müssen, war das schon ok so. Im zielhafen fanden wir den vor einigen Tagen schon gesichteten etwas verwahrlost wirkenden Katamaran erneut vor, direkt am Strand der Bucht verankert, er hatte statt einem normalen Mast einen sogenannten A-Mast. Noch nie gesehen! Egal. Anker rein ins Wasser. Nach dem Dinner, diesmal von schorsch zubereitet, kam die Crew ebendieses Vehikels namens Esperanto mit dem dinghi bei uns vorbei um uns zu ihrer strandparty einzuladen. Eine sehr nette Aktion! Wir nahmen die Einladung an, und trafen auf einen bunt zusammengewürfelten Haufen junger Leute, die das Schiff seit Jahren jeweils Sommers erstens selbst zusammengebaut haben und nun damit immer einige Wochen unterwegs sind. Ein Kurzer Rundgang am 12personen-Schiff war natürlich sofort organisiert, nach small talk begaben wir uns bald wieder "heim". Die stattliche soundanlage beschallte die ganze Bucht, wie das zu Ende ging Weiss ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Mittwoch, 16. September 2020

Törn 2020 Tag 4

Kalimera zsamme!

Nachdem gestern der TechCommander (TC) die Crew durch unzählbare Wendemanöver geschliffen hat, wobei zum Schleifen waren die Kanten und Ecken teilweise etwas groß, was in den vom Dokta beschriebenen Abendgelage endete, war der heutige Tag vom Zaudern des vereehrten Käptns geprägt ob des optimalen Ablegepunktes um nach Halkidiki zu retournieren. 

Es war zu wählen zwischen Teufel und Beelzebub, Cholera oder Pest, wenig Wind und viel Welle vom Meltemi oder wenig Welle und dafür vor Ankunft Wind auf die Nase, was Motoren bedeutet.

Da die LostCrew Motoren scheut wie der obengenannte den geweihten Retsina, endschieden wir uns noch abzuwarten und erst Do früh morgrns überzusetzen.

Daher blieb der Mittwoch um die LostCrew etwas ruhen zu lassen um danach den TC die verbliebenen Ecken aus den Halse-Manövern zu feilen und die im Greek Waters Pilot beschriebenen andern Buchten mit ach so gutem Meltemi-Schutz zu erkunden.

Also legen wir nach einem Mittagsmahl, in Abwesenheit v Joe und Harry versuchte ich mich mal an Eierreis mit Gemüse in die nächste Bucht ab.

Diesmal wirklich die nächste! Und alle am Boot...

Angekommen in der Bucht Ormos Tanos, ließen sich die Buben es nicht nehmen dem Frohlocken der strandseitigen Taverne zu widerstehen, und sprudelten mit 4PS an Land.

Es könnte auch sein, dass sie sich mobilen Biernachschub erwarteten, denn irgendwie ist der Vorrat zu Neige gegangen.

Nicht dass der Eierreis nicht aufgegessen wurde, obs geschmeckt hat weiß man ja am Boit nie, bekanntlich ist Hunger der beste Koch, aber ich kredenzte am Abend griechische Vorspeisenplatte und Pasta mit Diversem. 

Danach holten wir das Notwendige nach und spielten ein paar Runden s Huansspü.

Pünktlich um 2 morgens setzte der Meltemi wieder ein wie vorhergesagt, und da die Bucht etwas offener war, war die Nacht etwas unruhig, aber dafür kurz, weil morgrn treib ich die Jungs um halb 7 raus....


Wir haben ja Großes vor...

Bis dann, euer Käptn Zwaara (aka Bernhard R) 



Dienstag, 15. September 2020

Törn 2020 - Tag 3

Jede Nacht geht vorbei, auch die stürmischste. Motiviert lichten wir den Anker. Beim ausfahren aus der Bucht können wir die knapp auf wasserniveau befindlichen Klippen, die nicht auf jeder seekarte eingetragen sind, und auch sonst in keiner Weise abgesichert sind, im vorbeifahren deutlich erkennen. Und wir greifen uns auf den Kopf, warum man so eine gefahrenstelle als Behörde einfach so ignorieren kann.

Danach folgen ein paar Schläge nordwärts zum hauptort mirina, wieder bei 6 bis 7bft NO.

Eh ganz lustig. Aber danach folgt ein Hafenmanöver, für das sich die Crew nicht rühmen kann. Nach ein paar Runden im Hafenbecken, zur Erkundung des besten liegeplatzes, entscheiden wir doch ausserhalb am alten fähranleger anzulegen, weil der meltemi auch hier in der gesamten Bucht von allem Seiten wild bläst. Die Elpida lässt sich hier auch sehr schlecht manövrieren.

Naja, und so passiert es, dass beim anlegen, bei ablandigem Wind, das - einzige - nachbarboot am heck mit unserem Bug gerammt wird, zum Glück aber nur dessen Reling verbogen wird. Und wie zum Hohn, quasi als Trophäe, ziert danach der Rettungsring der gerammten Yacht unseren Bug! So etwas muss erst einmal gelingen... Die Herrschaften dieses Bootes sind jedoch nicht "zu Hause", wir regeln die Angelegenheit mit Hinterlassung einer Nachricht.

Nachmittags, nach dem Einkaufen, wird noch abgelegt und eine Ankerbucht im Süden der Insel angesteuert. Denn wie flacht man am besten die Kurve/Welle bei nördlichem Wind ab? Indem man sich ins südliche Lee einer Insel begibt. Ideale Bedingungen um eine Wende nach der anderen zu üben, und den idealen Ankerplatz für die Nacht zu finden. Als nebeneffekt ergibt es sich, dass ein Manöverschluck auf den nächsten folgt. Somit werfen wir in bester Laune den Anker, gut windgeschützt. Es gibt Curry vom feinsten aus der kombüse (TO erweist sich als ausgezeichneter Koch), unter ständigem gedudel aus dem Bordeigenen Wurlitzer. Prost Mahlzeit!

Dann tanzen wir zu oiden Hadern in die Nacht hinein, die sich wettermässig als sehr ruhige anlässt. Es sollte jedoch anders kommen. Meltemi zeigt uns ab den frühen Morgenstunden noch ordentlich seine Krallen, aber das is die Geschichte vom nächsten Tag.

Montag, 14. September 2020

Törn 2020 Tag 1&2

Geneigte Leser, -innen und außen, sitzend stehend oder liegend.....
euer (wegen der Krängung) ebenfalls geneigter Schreiber entschuldigt sich für die verspätete Berichterstattung über den ersten Segeltag, er war dazu gestern keinesfalls in der Lage, aber lest selbst.

Tag 1

Natürlich hab ich alter Crewtreiber es geschafft pünktlich um 7 Uhr abzulegen, auch wenn 2/5 dies wie auch die folgenden 3 Stunden langweiligen Motorens verschlafen haben. Nur der Neuzugang Bebe stand sofort in HH und Musto-sponsernder Komplettausstattung bereit alle Segel raufzureißen und sah uns fassunglos an als wir sagten, das bissl Wind is zu wenig. "...aber wir wollen doch segeln.." wir vertrösten ihn auf morgen.. also gestern, also Tag 2. 

So ging es zum morgendlichen Halt bei Vrak Spalathonisia, einer Inselgruppe auf halbem Wege südwärts um die körperlichen Zu-und Abfuhren zu pflegen. Spannend dabei nur die äußerst geringe Wassertiefe in der Seekarte mit 9m angegeben. 

Nach einer kurzen Beratung mit dem im sicheren Homeoffice verweilenden Safetyofficer war die LostCrew sich natürlich des eigenen Fehlers bewusst, noch nicht Aeolus, dem gr. Gott des Windes und Poseidon seinem Meeresbruder geopfert zu haben. Prompt nach dem Opfer erbarmten sich diese der unwürdig motorenden Crew und spendeten ihr Segelfreuden. Diese brachte uns bis an die Spitze Sithonia des Mittelfinger Halkidikis. Dort wurde Mittags gerastet und geschwommen. Dann ging es auch schon nach Porto Koufo unserem Abendziel, zur weitern Enttäuschung Bebes nur auf direktem Wege und allein unter Genua (gr. Vorsegel). Dort wurde den wenigen lukulischen Freuden der kochlosen Crew gefröhnt. 

Tag 2 

Zu diesem verblasst der erste Tag im Dunste des Berg Athos zu einer wagen Erinnerung.

Auch heute geht es früh los, 7 Uhr schaffen wir nicht ganz, aber kurz vor 8 heißt es Anker auf und nachdem wir Porto Koufu verlassen und an der Südspitze Sithonias die ersten Ausläufer des angekündigten Meltemis zu spüren bekommen, sind alle bereit für die große Überfahrt. 

Auf dem Plan stehen nicht weniger als 52 Meilen nach Limnos, ohne Einkehr oder Haltmöglichkeit, schließlich ist das Meer hier bis zu 1100m tief.

Der Meltemi lässt sich nicht lumpen, ist wie gewöhnlich eine Windstärke stärker als in den Vorhersagen und das liegt nicht am Seglerlatein, sondern höchstens an der schnellen Fahrt der Crew.

Anfangs sind Wind und Welle noch im Gewohnten, ein schöner Am-Windkurs wird für die nächsten (Achtung spoiler 11) Stunden angelegt, doch sobald sich Berg Athos, der majästatisch am 3. Finger Halkidikis trohnt und uns in unsrer Nussschale mitleidig beäugt, dazu erniedrigt, uns aus seinen Fängen zu lassen, hackt es mit bis zu 7bft (29kn, ca 50km/h) und die Wellen werden höher, etwas länger aber auch ein Burda-Strickmuster egebend.

Durch das lange auf Stb-Bug-Segeln ergeben sich nicht viele Möglichkeiten der Manöverschlucke, aber dem Meer wird trotzdem geopfert, diesmal mehr Feststoffe als Flüssiges.. na ihr wisst schon.... so stellen Schirsch und ich den traurigen Rekord des Fischefütterns nun auf 4, wobei ich zum Erreichen mein Äußerstes.. na eigentlich Innerstes gebe.

Die LostCrew ist in einem elendigen Zustand, aber was hilfts.. weiter gehts unter verschiedensten Segelstellungen, als auch das 2. Reff zuviel wird und das 3. sich nicht einbinden lässt, wird eben nur mit gereffter Genua gesgelt, dies tut der Speed aber keinen Abbruch und so segeln wir mit 6 bis 7 kn Fahrt zügig auf Limnos zu.

Kurz nach Sonnenuntergang schaffen wir es in die lt Water Pilots (gr Hafen und Küstenkarte bzw Ratgeber) vor N-Winden gut geschütze Bucht Ormos Plati. Bald erkennen wir, dass die Autoren sehr präzise waren, denn sie schützt nur vor N-Winden, aber nicht vor Meltemi (wie in anderen Buchten angegeben), der ja bekanntlich auch aus Nord kommt.

Da uns ermatterter Crew aber alle Alternativen zu mühsam waren, ankern wir so geschützt wie möglich in 5m Wassertiefe. Der Meltemi macht keine Zeichen von Ermattung und bläst mit 20kn in Böen bis über 30 über unser Bimini hinweg.

Nun kann auch Schorsch sein verdientes 1000Meilen Shirt in Empfang nehmen, auch wenn er diese schlafend bzw an der Reeling hängend ersegelt hat. Stolz ist er trotzdem.

Da 25m Ankerkette für diese Bedingungen doch zu wenig sind, wie uns die erste Fallböe lehrt, stecken wir nochmal 30m etappenweise nach. Der Anker hält dann bombenfest. Davon sind alle überzeugt, sogar ich.... Nur Bebe lässt sich nicht überreden dem Plotter und den 2 gesetzten Ankeralarmen oder wenigst der doch etwas an unruhigen Nächten erfahren LostCrew zu vertrauen und begibt sich auf einsame Ankerwache... Bis auch ihn der Schlaf übermannt... Manchmal brauchts nur Zeit...

Euer Käptn Zwaara

Törn 2020 - Tag 1+2

Die Berichte über Tag 1 und 2 folgen erst noch. Wegen tag2 war es leider nicht möglich, den Bericht rechtzeitig zu schreiben. Denn der meltemi hatte uns im Griff auf der überfahrt zur Insel Limnos.

Sonntag, 13. September 2020

Törn 2020 - Tag 0

Kaum zu glauben, dass das heuer noch was wurde. Und wenn wir erst die folgende Woche gebucht hätten, hätte uns das elendige JahrhundertVirus vielleicht tatsächlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir machen uns indes auf, einen gemeinsamen Haushalt auf der Elpida in nikiti, auf sinthonia, chalkidiki, zu beziehen (eine Sun od. 45). Unser schweizer erwartet uns schon am Flughafen, eine stunde später übernehmen wir das Schiff.

Dann ist, bei Sonnenuntergang, der Zeitpunkt zur Übergabe der neuesten Tshirts mit passendem pandemischem Logo gekommen... (2 Wellen et cetera...).

Laufend werden Pläne geschmiedet und wieder verworfen, wann wir ablegen. Die Vermieter bringen uns davon ab noch in der Nacht loszufahren. Stattdessen ein genüssliches dinner. Welches sich noch ganz schön in die Länge ziehen sollte.


Der jüngste Plan, um 7 Uhr abzulegen wird nach kürzester Zeit ebenfalls wieder verworfen, um dann letztlich doch durchgeführt zu werden. Aber diese Geschichte zählt schon nicht mehr zu Tag0, sondern folgt beim nächsten Mal. Die Nacht bis dahin ist jedenfalls kurz, für jeden. Entweder aus Schlaflosigkeit, oder andere wiederum verlegen den Schlaf komplett auf Tag1.