Sonntag, 30. September 2018

Tag 1

Es kam natürlich völlig anders. Also der vormittag nicht. Es war Fernsehwetter. Man sagt auch Kuschelwetter. Aber beides nützt sich so an Bord halt doch recht rasch ab.
Daher spätes Frühstück.
Und dann ewiges hin und her, sollen wir oder sollen wir nicht? Prognosen hin Prognosen her. Wind und Wetter bessern sich. Währenddessen laufen einige Crews aus. Jetzt gibt's kein halten mehr.
Auf alles gefasst verlassen wir den Hafen. Draußen ist es dann fast windstill, also gefühlt windstill. Nach wenigen 100 Metern von der Küste entfernt erwischen uns die Böen und Wellen von Steuerbord. Aber mit den von Beginn an gerefften Segeln lässt sich die Victoria beherrschen. Kurs SSW Richtung Poros. Am Weg liegt Ägina, und gerade als wir dieses im Süden passieren, erleben wir den ersten Höhepunkt des Törns: die 1000ste gesegelte Seemeile der Lostcrew wird absolviert! Das ist nicht nur ein Anlass für den zweiten ManöverSchluck des Tages, sondern "Time for T-Shirt"!! Danke an die edlen Spender und Meilenzähler! Wir haben nun schon für einen 2 wöchigen Törn ausreichend Wäsche :-)
Ab Ägina segeln wir in Abschattung diverser Inseln, leider regnet es immer wieder etwas.
TagesZiel ist wie gesagt Poros, das von vielen anderen auch aufgesucht wird, daher müssen wir ankern statt anlegen, nach 33 Meilen Tagesetappe. Passt! Prost Mahlzeit.

-----mobil gesendet-----

Samstag, 29. September 2018

Die erste Nacht

Kalimera! 
Sintflutartige Regenfälle haben nicht nur Straßen in wilde Bäche oder Seen und das Hafenbecken in eine stinkende Kloake verwandelt, sondern auch die LostCrew am Verlassen des O Bakalis gehindert. Nachdem sich dann doch 2 Taxis organisieren ließen (4min Fahrzeit oder pitschnass - nein wir wollten nicht in vollem Ölzeug ausgehen), wobei eines gleich wen von der Straße mitnahm, begaben sich die Buben unter uns noch an die Kaimauer um die meterhoch spritzende Gischt zu betrachten. Wind zu der Zeit eher schwach, Welle gute 3m, und natürlich kam es wie es kommen musste...
Die Nacht verlief recht ruhig, was einerseits an der wirklich gut geschützten Marina Kalamaki lag, andererseits aber auch daran, dass es sich unser Sturmtief (a lecktsmi) Sorbas ( - nicht zu verwechseln mit dem einzigen rechts-drehenden Sturmtief Orban) genau hier im Sarronischen Golf gemütlich gemacht hat und nur langsam Richtung Euböa weiterzieht. Das bringt natürlich jede Menge Regen aber langsam auch wieder Wind - dzt im Hafen geschätzte 20 kn, außerhalb laut Bericht aber Windstärke 8-9. Der Wind hat nun von SO auf N gedreht, was nun endlich auch mal das Heck ordentlich wäscht. Wird ja sonst fad. Die Crew schläft noch, alle? nein einer ist LOST und schreibt diese Zeilen nachdem das Ohropax in der Dose daheim wohl am trockensten aufbewahrt ist.
Vor dem frühen Nachmittag ist mit Auslaufen nicht zu rechnen, wir werden also gemütlich Frühstücken, und dann werd ich der Crew wieder s Huans-spiel und die Börni-Uno-Regel erklären.
Wie es sich für einen Hafentag eben gehört. 
Bis dahin 
eure LostCrew

Anreise....

Gestern noch den aufgeregten Anruf des Vercharterers bekommen, ob wir nicht wg. des zu erwartenden Schlechtwetters lieber von Kalamaki/Alimos aus abreisen wollen? Nach langem Hin-und-her stellt sich heraus, sass unsere Yacht den Weg zurück nach Lavrion nicht geschafft hat, naja nicht jede Crew kann die LostCrew sein😎. Aber dass unser Schiff mal LOST ist, haben wir auch noch nicht erlebt.

Heute Morgen dann die letzte warme Dusche für eine Woche und auch der letzte Land-klo-gang absolviert. Die Flieger aus Athen Richtung Wien und Zürich sind schon in der Luft um die LostCrew einzusammeln, noch liegt das Wirbelsturmtief "Sorbas" weit genug südwestlich. 
Das Anreiseprozedere ist ja schon geübt, der jährliche provokative Anruf beim TO inkl seines mürrischen Jaaaaa 5 Minuten vor der Abholzeit gehören ja schon zur Belustigung dazu. Bissl eng isses im Peugeot, darüber lästert auch der Besitzer des größten Fuhrparks😏.
Die LostCrew verwöhnt sich noch in der Jetlounge am Flughafen Wien und keiner denkt drüber nach was denn der arme George grad tut... Der Flug verläuft harmlos, wenn da nicht...

Freitag, 28. September 2018

28.9.2018 Tag vor der Abreise

Die Taschen sind wahrscheinlich großteils gepackt, die Sitze schon reserviert, den TO haben wir nach dem Vorjahres-Cougar-Ereigniss sicher auf einem Mittelsitz zwischen der Restcrew verstaut, alle Vorbereitungen quasi abgeschlossen. Was die Lost Crew aber seit Tagen gespannt betrachtet ist der Wetterbericht! Seit gestern ist klar, am Samstag wird ein sogenannter Medicane (mediterraner Hurrikan) die Kykladen treffen. Mit Windstärke 10 (schwerer Sturm 48-55kn (×2-10% ergibt km/h, also bis 100km/h)) und Wellen bis zu 4 m ist zu rechnen. Das ist auch nach dem Vorjahr noch eine Nummer zu groß um uns freiwillig hineinzubegeben. Glücklicherweise wird aber (dzt.) einem Auslaufen am Sonntag Richtung Santorin mit steifer Brise (15-20kn) aus NW nichts im Wege stehen... Jedenfalls ist für die LostCrew eine Überraschung geplant..für alle? natürlich nicht....einer ist immer LOST......

Sonntag, 8. Oktober 2017

Törn 2017 Tag 6

Heute geht's ordentlich zur Sache.
Bereits die Nacht vor Anker in der vor Wind recht ungeschützten und auch
sonst eher unhübschen Bucht war seeehr unruhig. Nicht nur weil das Boot
in einem Fort von den immer stärker werdenden Böen hin und hergerissen
wurde, sondern, weil von einigen kein für einen ruhigen Schlaf
ausreichendes Vertrauen auf einen sicher liegenden Anker aufgebracht
wurde. Obwohl Skipper "Zwaara" dankenswerter Weise noch am Abend die
gute Ankerposition per Tauchgang gecheckt hatte, der GPS-Plotter einen
felsenfesten Sitz anzeigte, und die Ankeralarm-App vom Dokta dasselbe
bestätigte, ließ die Sorge um ein Nachgeben des Ankers zumindest dreien
von uns keine Ruhe.
Entsprechend gerädert standen wir also auf, genossen ein kräftiges
Frühstück, quasi Henkersmahlzeit, bevor wir uns ins Ungewisse
aufmachten. Davor galt es noch alles vor dem Verrutschen zu sichern, und
alles was man an Ausrüstung während der folgenden Stunden irgendwie
brauchen könnte, griffbereit herzurichten, wenn nicht gar anzuziehen.
Denn eines war klar: sobald der Anker gelichtet sein wird, gibt es keine
Chance mehr in Ruhe etwas aus den Kajüten zu holen, oder sich an- bzw.
umzuziehen. Eines nämlich habe ich noch nicht erwähnt, der ohnehin
gestern schon starke Nordwind hatte auf 7-8Bft aufgefrischt, und die See
hatte seit gestern genug Zeit sich so richtig aufzubauen, also 3m
Wellenhöhe. Life-Belt-Pflicht! eh kloar.
In dem Wissen, bzw. zumindest in dieser Ahnung, zogen wir schon zu
Beginn an die Segel nur bis zur ersten Reffmarkierung auf. Aber selbst
das war viel zu viel. Die wildgewordene Epifany lief uns bei diesem Wind
und Wellen fast ununterbrochen aus dem Ruder, dass es für Poseidon eine
Freude gewesen sein muss.
Es war also nötig, dass einer es wagte zum Mast zu turnen, um zur Winsch
zum Reffen zu gelangen (blödes Bavaria-Patent!), was bei dem
vorliegenden Seegang durchaus eine Challenge war. (Sogar für die
Lost-Crew!)
Die Mission gelingt aber gut, auch unter zuhilfenahme des Motors, aber
jetzt geht's ans Genua-Reffen.
Dabei kommt die Steuerbord-Schot aus, zwar nicht völlig, aber es reicht
dazu aus, dass sie sich am Schothorn um die andere Schot zu einem Knäuel
wickelt. Hurra....
Also wieder: nach vorne und Schoten entwirren. Das ist noch etwas
waghalsiger, anser und zwaara machen es aber wieder gut.
So, und nun haben wir noch gefühlte 10qm Segelfläche übrig, und fahren
einigermassen kontrolliert gegen Westen, also Halbwind, und das mit 6
knoten trotz überbordwandhoher Wellen, während der Wind bis 40 knoten
dahinböet. Der jeweilige Rudergänger fängt regelmässig kübelweise Gischt
ab, die anderen erholen sich hinter die Sprayhood geduckt und angeleint
vom jeweiligen Einsatz.
Wir sehnen uns nach Kap Sounion, denn dahinter ist zwar der Wind nicht
schwächer, aber die Wellen lassen uns ein bisserl in Ruh. Genau zu
mittag erreichen wir die "rettende" Bucht zu Füssen des Poseidontempels.
Joe Kocher fährt noch ein Mal seine Kochkünste hoch, und wir geniessen
sehr und freuen uns, dass wir den wesentlichen Teil der heutigen
Tagesetappe gut gemeistert haben.
Bier und Manöverschlucke fliessen heute aus Respekt vor den
Naturgewalten eher weniger..
Jetzt stehen uns noch 4 Meilen bis zur Marina Lavrion bevor. Und zwar
mit dem Kurs Nord. Also genau gegen den Wind, bedeutet also mit Motor
gegen die Wellen. Unsere Yacht schmettert immer wieder in die
Wellentäler hinein, das Dröhnen des Rumpfes und des Riggs lässt uns
erschaudern. Weiters drehen und wendet die See unsern Bug immer wieder
zur Seite, der ruderdruck ist zu stark für den Autopiloten. Aber es
dauert nicht mehr sehr lange bis zum Ziel. Am Weg können wir noch
beobachten, wie einer anderen Crew ein befürchtetes Malheur passiert,
als nämlich deren Genua zerreisst (oder zerschnitten werden muss?) und
ein etwa 5 Meter langer Streifen am Vorstag verbleibt, der wie eine
Fahne unkontrolliert im Wind weht.
Die Marina ist genauso windgeschützt wie die Bucht der letzten Nacht,
also fast gar nicht. Wir müssen aber noch sicher anlegen! Nach einigem
Hin und her-gedeute, wo wir eigentlich einparken sollen, erblicken wir
endlich Dimitris, unsern Vermieter, der uns zu sich winkt. Er steht mit
einem Fender in der Hand am Bug einer am Pier angelegten Yacht, ein
zweiter Helfer auf einer zweiten. Dazwischen sollen wir anlegen,
arschlinks versteht sich. Als wir uns der Parklücke nähern, wird diese
immer enger, weil die bereits angelegten Boote zu uns hertreiben. Aber
egal, auf Geheiss Dimitris bugsieren wir die Epifany hinein, er
kommentiert das mit "we will make the space big" und lacht dabei.
Irgendwann kann er zu uns herüberentern. Aber da sind wir eh schon fast
festgemacht. Noch einmal bisserl Retour-Gas geben und das Boot steht
bombenfest eingekeilt dort wo es hingehört. Jetzt erst Mooring
befestigen, fertig! Wir fallen uns in die Arme, Manöverschluck..
Mit dem Gefühl der Erleichterung und auch ein bisserl des Stolzes
darauf, dass Mannschaft und Gerät unbeschadet davon gekommen sind (nicht
einmal seekrank!), gehen wir mit Dimitris auf eine Runde Bier. Er wird
uns auch gleich erzählen, dass er ja meist allein segelt, ok ja, beim
vorliegenden Wind schon ganz gern mit einem guten Team, aber sonst alles
kein Problem. Joooo, passt scho, wir Landratten fühlen uns trotzdem wie
die Grössten, jawoll!
Abgesehen davon werden wir noch die nächsten Tage hindurch landkrank
durch die Gegend wanken, in Erinnerungen schwelgen, und feststellen,
dass das Teamwork 5 Jahre nach LostCrew-Gründung wirklich schon sehr gut
klappt - in guten wie in schlechten Zeiten.
Der letzte Abend wird kurz, denn alle sind total müde und groggy vor
Anspannung und Schlafmangel der letzten 24 Stunden.

Montag, 2. Oktober 2017

Törn 2017 Tag 4

Nach ruhiger windstiller Nacht am Kai von Ag.Anna stellt sich an
ebendiesem sehr früh Betriebsamkeit ein, in Form von 2 Tankwagen, die
die Fischerboote versorgen. Nach Broteinkauf legen wir auch schon ab,
quasi während des Frühstücks. Wir kreuzen zwischen Paros und Naxos
nach Norden, und dann gleich weiter mit einem langen Schlag nach Syros,
mit Windgeschwindigkeiten zwischen 10 und 18kn. Als Joe Kocher nach
Zubereitung eines weiteren köstlichen Lunchs das Ruder vor Syros
übernimmt, frischt der Wind noch so richtig auf - oder war er es höchst
selbst, der die Wetterküche so angetrieben hat?
Nachdem wir den Leuchtturm am Felsen vor Ermoupoli im Vorbeifahren
ausgiebig fotografiert haben, legen wir um 16 Uhr am Kai der Hauptstadt
(der Kykladen), wieder arschlinks und mit buganker, laut Anweisung des
HafenKapitäns an. Es ist das einzige Mal, dass wir einen
gebührenpflichtigen Liegeplatz haben und Strom u Wasser tanken können.
Und ein richtiges Klo und Dusche! Das ist doch mal was!
Tagesetappe 40,8nm; Höchstgeschwindigkeit des Tages: 9,44kn!

Die Stadt ist schön, groß, mondän und pulsierend, könnte man
sagen. Die Passarella führt direkt ins erste Lokal. Wir ziehen es aber
vor, Gyros-Pita an Bord einzunehmen, und lediglich Kaffee und später
diverse andere Getränke in diversen Lokalen zu konsumieren.
Der Abend hätte durchaus lange werden können, aber nur einer ist
nicht so todmüde, dass er spätestens um Mitternacht in die Koje
fällt, sondern noch große Teile der Stadt erkundet und diverse
Bekanntschaften schließt. Einmal nur darfst du raten, wer das sein
könnte! Es war übrigens derjenige, der sich bei der Rückkehr an Bord mit
einem lauten Kracher - bedingt durch die schwere Passarella - bemerkbar
machte, womit er wiederum den nachhaltigen Ärger eines anderen
Crewmitglieds hervorrief, nur einmal darfst du raten wessen
Crewmitglieds....