Heute geht's ordentlich zur Sache.
Bereits die Nacht vor Anker in der vor Wind recht ungeschützten und auch
sonst eher unhübschen Bucht war seeehr unruhig. Nicht nur weil das Boot
in einem Fort von den immer stärker werdenden Böen hin und hergerissen
wurde, sondern, weil von einigen kein für einen ruhigen Schlaf
ausreichendes Vertrauen auf einen sicher liegenden Anker aufgebracht
wurde. Obwohl Skipper "Zwaara" dankenswerter Weise noch am Abend die
gute Ankerposition per Tauchgang gecheckt hatte, der GPS-Plotter einen
felsenfesten Sitz anzeigte, und die Ankeralarm-App vom Dokta dasselbe
bestätigte, ließ die Sorge um ein Nachgeben des Ankers zumindest dreien
von uns keine Ruhe.
Entsprechend gerädert standen wir also auf, genossen ein kräftiges
Frühstück, quasi Henkersmahlzeit, bevor wir uns ins Ungewisse
aufmachten. Davor galt es noch alles vor dem Verrutschen zu sichern, und
alles was man an Ausrüstung während der folgenden Stunden irgendwie
brauchen könnte, griffbereit herzurichten, wenn nicht gar anzuziehen.
Denn eines war klar: sobald der Anker gelichtet sein wird, gibt es keine
Chance mehr in Ruhe etwas aus den Kajüten zu holen, oder sich an- bzw.
umzuziehen. Eines nämlich habe ich noch nicht erwähnt, der ohnehin
gestern schon starke Nordwind hatte auf 7-8Bft aufgefrischt, und die See
hatte seit gestern genug Zeit sich so richtig aufzubauen, also 3m
Wellenhöhe. Life-Belt-Pflicht! eh kloar.
In dem Wissen, bzw. zumindest in dieser Ahnung, zogen wir schon zu
Beginn an die Segel nur bis zur ersten Reffmarkierung auf. Aber selbst
das war viel zu viel. Die wildgewordene Epifany lief uns bei diesem Wind
und Wellen fast ununterbrochen aus dem Ruder, dass es für Poseidon eine
Freude gewesen sein muss.
Es war also nötig, dass einer es wagte zum Mast zu turnen, um zur Winsch
zum Reffen zu gelangen (blödes Bavaria-Patent!), was bei dem
vorliegenden Seegang durchaus eine Challenge war. (Sogar für die
Lost-Crew!)
Die Mission gelingt aber gut, auch unter zuhilfenahme des Motors, aber
jetzt geht's ans Genua-Reffen.
Dabei kommt die Steuerbord-Schot aus, zwar nicht völlig, aber es reicht
dazu aus, dass sie sich am Schothorn um die andere Schot zu einem Knäuel
wickelt. Hurra....
Also wieder: nach vorne und Schoten entwirren. Das ist noch etwas
waghalsiger, anser und zwaara machen es aber wieder gut.
So, und nun haben wir noch gefühlte 10qm Segelfläche übrig, und fahren
einigermassen kontrolliert gegen Westen, also Halbwind, und das mit 6
knoten trotz überbordwandhoher Wellen, während der Wind bis 40 knoten
dahinböet. Der jeweilige Rudergänger fängt regelmässig kübelweise Gischt
ab, die anderen erholen sich hinter die Sprayhood geduckt und angeleint
vom jeweiligen Einsatz.
Wir sehnen uns nach Kap Sounion, denn dahinter ist zwar der Wind nicht
schwächer, aber die Wellen lassen uns ein bisserl in Ruh. Genau zu
mittag erreichen wir die "rettende" Bucht zu Füssen des Poseidontempels.
Joe Kocher fährt noch ein Mal seine Kochkünste hoch, und wir geniessen
sehr und freuen uns, dass wir den wesentlichen Teil der heutigen
Tagesetappe gut gemeistert haben.
Bier und Manöverschlucke fliessen heute aus Respekt vor den
Naturgewalten eher weniger..
Jetzt stehen uns noch 4 Meilen bis zur Marina Lavrion bevor. Und zwar
mit dem Kurs Nord. Also genau gegen den Wind, bedeutet also mit Motor
gegen die Wellen. Unsere Yacht schmettert immer wieder in die
Wellentäler hinein, das Dröhnen des Rumpfes und des Riggs lässt uns
erschaudern. Weiters drehen und wendet die See unsern Bug immer wieder
zur Seite, der ruderdruck ist zu stark für den Autopiloten. Aber es
dauert nicht mehr sehr lange bis zum Ziel. Am Weg können wir noch
beobachten, wie einer anderen Crew ein befürchtetes Malheur passiert,
als nämlich deren Genua zerreisst (oder zerschnitten werden muss?) und
ein etwa 5 Meter langer Streifen am Vorstag verbleibt, der wie eine
Fahne unkontrolliert im Wind weht.
Die Marina ist genauso windgeschützt wie die Bucht der letzten Nacht,
also fast gar nicht. Wir müssen aber noch sicher anlegen! Nach einigem
Hin und her-gedeute, wo wir eigentlich einparken sollen, erblicken wir
endlich Dimitris, unsern Vermieter, der uns zu sich winkt. Er steht mit
einem Fender in der Hand am Bug einer am Pier angelegten Yacht, ein
zweiter Helfer auf einer zweiten. Dazwischen sollen wir anlegen,
arschlinks versteht sich. Als wir uns der Parklücke nähern, wird diese
immer enger, weil die bereits angelegten Boote zu uns hertreiben. Aber
egal, auf Geheiss Dimitris bugsieren wir die Epifany hinein, er
kommentiert das mit "we will make the space big" und lacht dabei.
Irgendwann kann er zu uns herüberentern. Aber da sind wir eh schon fast
festgemacht. Noch einmal bisserl Retour-Gas geben und das Boot steht
bombenfest eingekeilt dort wo es hingehört. Jetzt erst Mooring
befestigen, fertig! Wir fallen uns in die Arme, Manöverschluck..
Mit dem Gefühl der Erleichterung und auch ein bisserl des Stolzes
darauf, dass Mannschaft und Gerät unbeschadet davon gekommen sind (nicht
einmal seekrank!), gehen wir mit Dimitris auf eine Runde Bier. Er wird
uns auch gleich erzählen, dass er ja meist allein segelt, ok ja, beim
vorliegenden Wind schon ganz gern mit einem guten Team, aber sonst alles
kein Problem. Joooo, passt scho, wir Landratten fühlen uns trotzdem wie
die Grössten, jawoll!
Abgesehen davon werden wir noch die nächsten Tage hindurch landkrank
durch die Gegend wanken, in Erinnerungen schwelgen, und feststellen,
dass das Teamwork 5 Jahre nach LostCrew-Gründung wirklich schon sehr gut
klappt - in guten wie in schlechten Zeiten.
Der letzte Abend wird kurz, denn alle sind total müde und groggy vor
Anspannung und Schlafmangel der letzten 24 Stunden.
Tagesetappe 23,6sm,
AntwortenLöschenGesamt Strecke Törn 2017: 250sm, 18 Motorstunden (49l Diesel)
Tagesetappe 23,6sm,
AntwortenLöschenGesamt Strecke Törn 2017: 250sm, 18 Motorstunden (49l Diesel)
Korrigiere Windstärke Tag6: 8-9 bft
AntwortenLöschenEiner war/blieb in lavrion lost....
AntwortenLöschenBoid gehts wieder los...
AntwortenLöschenDie LostCrew ist schon in den letzten Vorbereitungen, Fluege sind alle sortiert, wiedermal gibt es eine Vereinigung mit Schorsch, dismal in Athen..... wenn nicht wieder einer (JoE) LOST wäre....