Sonntag, 8. Oktober 2017
Törn 2017 Tag 6
Bereits die Nacht vor Anker in der vor Wind recht ungeschützten und auch
sonst eher unhübschen Bucht war seeehr unruhig. Nicht nur weil das Boot
in einem Fort von den immer stärker werdenden Böen hin und hergerissen
wurde, sondern, weil von einigen kein für einen ruhigen Schlaf
ausreichendes Vertrauen auf einen sicher liegenden Anker aufgebracht
wurde. Obwohl Skipper "Zwaara" dankenswerter Weise noch am Abend die
gute Ankerposition per Tauchgang gecheckt hatte, der GPS-Plotter einen
felsenfesten Sitz anzeigte, und die Ankeralarm-App vom Dokta dasselbe
bestätigte, ließ die Sorge um ein Nachgeben des Ankers zumindest dreien
von uns keine Ruhe.
Entsprechend gerädert standen wir also auf, genossen ein kräftiges
Frühstück, quasi Henkersmahlzeit, bevor wir uns ins Ungewisse
aufmachten. Davor galt es noch alles vor dem Verrutschen zu sichern, und
alles was man an Ausrüstung während der folgenden Stunden irgendwie
brauchen könnte, griffbereit herzurichten, wenn nicht gar anzuziehen.
Denn eines war klar: sobald der Anker gelichtet sein wird, gibt es keine
Chance mehr in Ruhe etwas aus den Kajüten zu holen, oder sich an- bzw.
umzuziehen. Eines nämlich habe ich noch nicht erwähnt, der ohnehin
gestern schon starke Nordwind hatte auf 7-8Bft aufgefrischt, und die See
hatte seit gestern genug Zeit sich so richtig aufzubauen, also 3m
Wellenhöhe. Life-Belt-Pflicht! eh kloar.
In dem Wissen, bzw. zumindest in dieser Ahnung, zogen wir schon zu
Beginn an die Segel nur bis zur ersten Reffmarkierung auf. Aber selbst
das war viel zu viel. Die wildgewordene Epifany lief uns bei diesem Wind
und Wellen fast ununterbrochen aus dem Ruder, dass es für Poseidon eine
Freude gewesen sein muss.
Es war also nötig, dass einer es wagte zum Mast zu turnen, um zur Winsch
zum Reffen zu gelangen (blödes Bavaria-Patent!), was bei dem
vorliegenden Seegang durchaus eine Challenge war. (Sogar für die
Lost-Crew!)
Die Mission gelingt aber gut, auch unter zuhilfenahme des Motors, aber
jetzt geht's ans Genua-Reffen.
Dabei kommt die Steuerbord-Schot aus, zwar nicht völlig, aber es reicht
dazu aus, dass sie sich am Schothorn um die andere Schot zu einem Knäuel
wickelt. Hurra....
Also wieder: nach vorne und Schoten entwirren. Das ist noch etwas
waghalsiger, anser und zwaara machen es aber wieder gut.
So, und nun haben wir noch gefühlte 10qm Segelfläche übrig, und fahren
einigermassen kontrolliert gegen Westen, also Halbwind, und das mit 6
knoten trotz überbordwandhoher Wellen, während der Wind bis 40 knoten
dahinböet. Der jeweilige Rudergänger fängt regelmässig kübelweise Gischt
ab, die anderen erholen sich hinter die Sprayhood geduckt und angeleint
vom jeweiligen Einsatz.
Wir sehnen uns nach Kap Sounion, denn dahinter ist zwar der Wind nicht
schwächer, aber die Wellen lassen uns ein bisserl in Ruh. Genau zu
mittag erreichen wir die "rettende" Bucht zu Füssen des Poseidontempels.
Joe Kocher fährt noch ein Mal seine Kochkünste hoch, und wir geniessen
sehr und freuen uns, dass wir den wesentlichen Teil der heutigen
Tagesetappe gut gemeistert haben.
Bier und Manöverschlucke fliessen heute aus Respekt vor den
Naturgewalten eher weniger..
Jetzt stehen uns noch 4 Meilen bis zur Marina Lavrion bevor. Und zwar
mit dem Kurs Nord. Also genau gegen den Wind, bedeutet also mit Motor
gegen die Wellen. Unsere Yacht schmettert immer wieder in die
Wellentäler hinein, das Dröhnen des Rumpfes und des Riggs lässt uns
erschaudern. Weiters drehen und wendet die See unsern Bug immer wieder
zur Seite, der ruderdruck ist zu stark für den Autopiloten. Aber es
dauert nicht mehr sehr lange bis zum Ziel. Am Weg können wir noch
beobachten, wie einer anderen Crew ein befürchtetes Malheur passiert,
als nämlich deren Genua zerreisst (oder zerschnitten werden muss?) und
ein etwa 5 Meter langer Streifen am Vorstag verbleibt, der wie eine
Fahne unkontrolliert im Wind weht.
Die Marina ist genauso windgeschützt wie die Bucht der letzten Nacht,
also fast gar nicht. Wir müssen aber noch sicher anlegen! Nach einigem
Hin und her-gedeute, wo wir eigentlich einparken sollen, erblicken wir
endlich Dimitris, unsern Vermieter, der uns zu sich winkt. Er steht mit
einem Fender in der Hand am Bug einer am Pier angelegten Yacht, ein
zweiter Helfer auf einer zweiten. Dazwischen sollen wir anlegen,
arschlinks versteht sich. Als wir uns der Parklücke nähern, wird diese
immer enger, weil die bereits angelegten Boote zu uns hertreiben. Aber
egal, auf Geheiss Dimitris bugsieren wir die Epifany hinein, er
kommentiert das mit "we will make the space big" und lacht dabei.
Irgendwann kann er zu uns herüberentern. Aber da sind wir eh schon fast
festgemacht. Noch einmal bisserl Retour-Gas geben und das Boot steht
bombenfest eingekeilt dort wo es hingehört. Jetzt erst Mooring
befestigen, fertig! Wir fallen uns in die Arme, Manöverschluck..
Mit dem Gefühl der Erleichterung und auch ein bisserl des Stolzes
darauf, dass Mannschaft und Gerät unbeschadet davon gekommen sind (nicht
einmal seekrank!), gehen wir mit Dimitris auf eine Runde Bier. Er wird
uns auch gleich erzählen, dass er ja meist allein segelt, ok ja, beim
vorliegenden Wind schon ganz gern mit einem guten Team, aber sonst alles
kein Problem. Joooo, passt scho, wir Landratten fühlen uns trotzdem wie
die Grössten, jawoll!
Abgesehen davon werden wir noch die nächsten Tage hindurch landkrank
durch die Gegend wanken, in Erinnerungen schwelgen, und feststellen,
dass das Teamwork 5 Jahre nach LostCrew-Gründung wirklich schon sehr gut
klappt - in guten wie in schlechten Zeiten.
Der letzte Abend wird kurz, denn alle sind total müde und groggy vor
Anspannung und Schlafmangel der letzten 24 Stunden.
Montag, 2. Oktober 2017
Törn 2017 Tag 4
ebendiesem sehr früh Betriebsamkeit ein, in Form von 2 Tankwagen, die
die Fischerboote versorgen. Nach Broteinkauf legen wir auch schon ab,
quasi während des Frühstücks. Wir kreuzen zwischen Paros und Naxos
nach Norden, und dann gleich weiter mit einem langen Schlag nach Syros,
mit Windgeschwindigkeiten zwischen 10 und 18kn. Als Joe Kocher nach
Zubereitung eines weiteren köstlichen Lunchs das Ruder vor Syros
übernimmt, frischt der Wind noch so richtig auf - oder war er es höchst
selbst, der die Wetterküche so angetrieben hat?
Nachdem wir den Leuchtturm am Felsen vor Ermoupoli im Vorbeifahren
ausgiebig fotografiert haben, legen wir um 16 Uhr am Kai der Hauptstadt
(der Kykladen), wieder arschlinks und mit buganker, laut Anweisung des
HafenKapitäns an. Es ist das einzige Mal, dass wir einen
gebührenpflichtigen Liegeplatz haben und Strom u Wasser tanken können.
Und ein richtiges Klo und Dusche! Das ist doch mal was!
Tagesetappe 40,8nm; Höchstgeschwindigkeit des Tages: 9,44kn!
Die Stadt ist schön, groß, mondän und pulsierend, könnte man
sagen. Die Passarella führt direkt ins erste Lokal. Wir ziehen es aber
vor, Gyros-Pita an Bord einzunehmen, und lediglich Kaffee und später
diverse andere Getränke in diversen Lokalen zu konsumieren.
Der Abend hätte durchaus lange werden können, aber nur einer ist
nicht so todmüde, dass er spätestens um Mitternacht in die Koje
fällt, sondern noch große Teile der Stadt erkundet und diverse
Bekanntschaften schließt. Einmal nur darfst du raten, wer das sein
könnte! Es war übrigens derjenige, der sich bei der Rückkehr an Bord mit
einem lauten Kracher - bedingt durch die schwere Passarella - bemerkbar
machte, womit er wiederum den nachhaltigen Ärger eines anderen
Crewmitglieds hervorrief, nur einmal darfst du raten wessen
Crewmitglieds....
Sonntag, 1. Oktober 2017
Törn 2017 Tag 2
aber nicht beibehalten bleiben bei 1 bis 2 bft NNO, raumschots. Wir
mussten meist den Motor bemühen.
Das Wetter war ja an sich perfekt, aber eben kaum Wind. Gerade als wir
überlegen das Handtuch zu werfen, und die nächstbeste Bucht anzulaufen,
ruft der am Ruder stehende Harry plötzlich "DELPHINE!", und sofort hat
die Delphinschule unsere vollste Aufmerksamkeit. Die freundlichen Tiere
begleiten uns gefühlte 20 Minuten, wahrscheinlich waren es 5. Aber in
dieser Zeit tauchen sie unablässig gruppenweise unter unserer Epifany
durch, springen, verschwinden und tauchen wieder auf. Das ganze während
wir mit 5Kn unter Motor durch die Flaute pflügen. Es gelingt Fotos und
Videos zu machen, die uns noch lange begeistern werden.
Nachdem sie endgültig wieder abtauchen steuern wir die Bucht "Vathi" auf
Sifnos-Westseite an, um eine ausgiebige Mittagspause mit Baden, Einkauf
und Speisen in dem malerischen Dorf zu verbringen.
Die Taverne direkt am Strand wird in "die besten Platzln" aufgenommen.
Das Warten bzw. die Pause hat sich gelohnt, am Nachmittag segeln wir
noch 2 Stunden bei 8-12Kn Wind raumschots ganz schön dahin. Und zwar
hatte er auf West- bis Nordwest gedreht.
Wir ankern in der Bucht "Vathi" (ja richtig gelesen, selber Name) auf
Folegandros/Westseite.
Mit dem Dinghi an Land und ab in die Taverne. Die Rückfahrt zur Yacht
wird sich noch als schwierig erweisen, denn der Aussenborder lässt
plötzlich nur mehr das Fahren mit Standgas zu, beim Gasgeben stirbt er
ab. Zum Glück ist nicht mehr Wind aufgekommen, sodass Standgas
ausreicht. Der Murl wird den Tech Officer in den nächsten Tagen noch ein
bisschen beschäftigen....
Tagesetappe 40,1nm; 3 Motorstunden
Mittwoch, 27. September 2017
segeltag eins
Bei bestem Sonnenschein und überraschend angenehmen Morgentemperaturen packt die ganze!! LostCrew das Segelfieber und es wird pünktlichst um 9 Uhr aus Lavrio ausgelaufen. Der Wind ist uns den ganzen Tag treu bei 7-10kn aus N, sodaß wir unser Abendziel auf Kythnos schon nach 4 Std auf direktem Weg erreichen und daher nach einer kurzen Mittagsrast in der Bucht Ormos Kolona die Ziele eindeutig höher stecken. Bis auf einen kurzen Aussetzer windtechnischer Seite geht es daher nach Ormos Koutala auf Serifos weiter, wo wir unsere erste Nacht vor Anker erledigen. Stolze 48 Meilen haben wir auf unser Konto verbucht! Das war auch schon mal weniger!! So sollte dieser erste Tag kaum zu überbieten sein, wenn da nicht am zweiten Tage.......
Ihr müsst unbedingt gucken wie's weiter geht....
Sonntag, 24. September 2017
Törn 2017, Anreisetag 23.9.
Der ersehnte Termin ist endlich da! Treffpunkt Flughafen. Netter Geburtstags-Café mit Torte am Gate. Auch Lady Barbara hat sich als Insiderin dorthin eingeschlichen und auch Torte und sogar schampus mitgebracht!
Flug und Transfer zur Marina Lavrion verlaufen glatt und unspektakulär. Erstmals fährt die gesamte Crew indem richtigen vito. Warum das mehr kostet als eine Fahrt mit 2 normalen Taxis, bleibt ein Rätsel...
Die Elan 444, Epifany, ist ein fesches Boot, Dimitris hält eine akribische Einweisung ab.
Vorräte werden gebunkert. Abends besuchen wir eine köstliche griechische Taverne im freundlichen und relativ schmucklosen Ortszentrum, in dem ein netter Koch mit einem recht schrillen femininen Lacher (inklusive beidhändiger synchroner winkbewegung) werkt, an den wir uns noch länger mit Vergnügen erinnern werden.
Dienstag, 19. September 2017
Samstag, 15. Oktober 2016
Lost Crew Törn 2016 - Tag 5 und 6
Währenddessen hacken die Böen richtig rein, bis 40kts. Und es schüttet kurzfristig heftigst wie aus schaffeln. Die Segel lassen sich jetzt nicht mehr so leicht reffen, aber es gelingt gottseidank nach bangen Minuten, die sich wie Stunden anfühlen. Und jetzt reichts, wir streichen die Segel gleich ganz und fahren auf dem schnellsten weg in die schon recht nahe heimatMarina. Ein bisserl ein unnötig kompliziertes Anlegemanöver rundet den interessanten Tag ab. Dafür gibt's jetzt Dusche und dann ab zum richtig guten papperl im "kamerlengo".
Der letzte Segeltag wiederum ist völlig anders. Erstmal verabschiedet sich George, sein Flug nach hause geht mittags. Dann machen wir nur eine kleine segelrunde in der großen Bucht von trogir, bis der an sich schon schwache Wind gänzlich nachlässt.
Daher fahren wir schon heute kurz nach Mittag ab nach Wien. Alle? Natürlich nicht, wie es sich für die Lost Crew gehört, bleibt einer zurück, weil sein Flug erst morgen geht....Not amused Joe Kocher...
Hier sein Resümee in seiner Lost-phase:
"Burschn, was mir hier - mit meiner 24 Std €240,-Fußfessel beschränkten - Einsamkeit eingefallen ist:
Bittscheen net Jammern, dass des Wetter so schlecht wor, mir so wenig Meilen bei Tag und net in der Nacht gfahrn sind, gefährl. Situation beim gestrigen Manöver etc...
Des haut unser gesamtes Urlaubs-/Lostcrewadventure zusammen. Mehr war halt diesmal net drin.
Und mir hobn olle miteinander schon gefährlichere Situationen bestanden, im Ernstfall reagieren wir souverän.."