Die umstände an bord und die segeltechniken des 17jahrhunderts lassen unseren bevorstehenden und alle vergangenen törns nicht mal als Kindergeburtstag erscheinen.
Mittags gehts aber für uns los, die "Bare Necessity" mit ihren 36 Fuß Länge wird aus dem Zentrum Stockholms hinausgefahren mitten in das Gewirr der Schären. Klingt lustig und schön, aber glaubt mir, während dieser Fahrt werden alle 8 Augen benötigt um den regen Schiffsverkehr, bestehend aus Fähren, Kreuzfahrtschiffen und rasenden Motorbooten und um die enge Wasserstraße zu überblicken. Da bleibt kaum ein Auge für die Schönheiten der Umgebung.
Seglerisch bietet die erste Ausfahrt wenig; aber das wäre auch fast zu viel des Guten.
Hauptsächlich unter Motor fahren wir bis etwa 18uhr zwischen Inseln, an Felsen vorbei, plötzlich dem einen oder anderen Speedboot gegenüberstehend (es ist Sonntag) zu einer Insel, die nach einem IKEA Regal klingt, Krokholm, und in eine absolut malerische Bucht hinein. Wir legen wie ortsüblich mit Heckanker und dem Bug voran am Felsen an. Vorleine um eine Kiefer gewickelt. Herrlich. Vollkommene Ruhe. Absolute Windstille. 4G Mobilfunkempfang. Harry macht sich in der Kombüse zu schaffen und zaubert ein Risotto hervor. Wein, risotto, Luxus pur. Ruhe kehrt ein nach den Aufregungen und Eindrücken des Tages. Längst haben wir uns aus den Ölzeugen geschält. Die zahlreichen Gelsen ziehen sich zurück, Finsternis und Nieselregen ziehen auf. Und dann macht es RUMS! Die erste Brise des Abends hat den Heckanker zum Rutschen gebracht und das Boot ganz leicht an den Felsen gedrückt.
Huch! Was tun?
Wir entscheiden uns fürs Ankern in der Mitte der Bucht. Amen, das Eisen hält. Ankeralarm wird aktiviert. Dieser gibt Ruhe die ganze Nacht und bis weit in den Morgen.
Und damit darf ich an die Worte meines "Vorredners" anschließen. Es geht um das Novum für mich, betreffend die morgendliche Geschäftstätigkeit. Wassertemperatur und die quirlige Quallenpopulation lassen ein Bad nicht zu, daher lerne ich den Umgang mit dem Bord-WC. Und denke dabei an die Gepflogenheiten, die diesbezüglich im 17. Jahrhundert gepflegt wurden. Davon mehr zu erfahren im Vasa Museum bitte sehr.
Nach gutem Frühstück, vom Skipper angerichtet, wird der mit Schlick behaftete Anker händisch gelichtet, und es geht nun weiter südwärts. Heute, Montag, deutlich weniger Verkehr in den Schären, und zeitweise recht guter Wind aus Südost, kurz mit max. 10kn Windgeschwidigkeit. Und das ganze vollkommen ohne Seegang natürlich.
Und damit komme ich zurück zum Titel dieses Blogs.
Gestern noch haben wir an die Crewmitglieder, die im Homeoffice sind, dieses Foto mit den 2 Bierdosen gepostet.
Dies hat zur Bemerkung geführt: aha, 0.0 prozent alkoholgehalt, und offensichtlich auch 0 knoten Wind. Womit er nicht ganz unrecht hatte, leider. Dazu muss man wissen: alkoholfreies Bier gabs bis dato an bord noch nie, und ist im heurigen Fall einem Irrtum geschuldet. In Schweden kann das halt auch leichter passieren, dass man so etwas -versehentlich- kauft. Jedenfalls die Theorie hatte etwas für sich. Unser heutiger Auftrag war es also, eine Korrelation herzustellen zwischen Prozent im Bier und Windgeschwindigkeit. Und ihr könnt es jetzt glauben oder nicht. Um 10 uhr wurde mangels vernünftiger Windstärke eine noch vorhandene 4,7 prozentige Ichnusa (zu wissenschaftlichen Zwecken) geöffnet und kurz darauf zeigt der Tacho: 4,7 Knoten! Wenige Minuten später muss eine 3,5 prozentige Schwedenbierdose dran glauben und praktisch mit den lauten Krach des Öffnungsvorgangs stellt der Tacho auf 3,5 Knoten. Das kann doch alles kein Zufall sein! Auf jeden fall aber eine Lehre: die 0.0 prozent bleiben erstmal im Kühlschrank.
Es ist aber damit noch nicht zu Ende, denn einige Dosen später gleiten wir kurzfristig sogar mit 5.6 promille dahin.
Ähh... Knoten meine ich, rülps....
Sogar mit dem 25prozentigen Manöverschluck-Rum hats ein bisserl funktioniert, muss man schliesslich alles erforschen!
Wir steuern für heute abend wieder irgendsoeinen IKEA Lehnstuhl an, Ranö.
Was aber noch wichtig war heute: 3 Seehunde haben wir relativ nahe gesehen! Ur herzig! Wir würden glatt einen mit nach hause nehmen wenn einer Anschluss sucht. Daweil ist aber noch keiner an Bord gehüpft.
Okay das wars mal für heute, mögen die Wikinger uns den Regen weiterhin fernhalten, bis später mal!