Samstag, 15. Juni 2024

In der DashCam der Kreuzfahrer und zur Meeresorgel- letzter Tag

So eine windstille Nacht samt Morgen hatten wir noch nie. Rechtzeitig hebt der leichte Wind an, bereits um 7 Uhr lichten wir Anker.
Aus anfangs Nord dann Nordwest kommen 2 bis Bft, also beste Voraussetzungen um unter Deck mal Kaffee zu kochen oder dergl. 
Wir kreuzen langsam vor uns hin Richtung Zadar, bis dann bald nur mehr 4 bis 5 Knoten daherblasen. Mot viel Geduld flattern wir als die einzigen unter Segel (!) auf das grosse Kreuzfahrtschiff zu, das im Hafen von Zadar liegt. 
Mike liest sich in die Details der grossen Dame ein und entdeckt die Bilder, die etwa alle halben Stunden über den Bug hinweg gemacht werden, und zack sind wir schon deutlich erkennbar als herziges kleines Böötchen. Während wir nun exakt entlang der Altstadt weitersegeln frischt der Wind wieder auf und parallel auch die Stimmung, die ja ohnehin schon gut ist...wäre da nur nicht diese chronische Unterhopfung.
Bald erreichen wir die Meeresorgel, die sehr schön vor sich hin spielt, obwohl praktisch keine Wellen anströmen. Was das ist? Bitte selbst nachzulesen, wozu gibt's Google etc. ;-)
Auf jeden Fall Sehens- und vor allem Hörenswert, wenn man schon mal dort ist.
In einer Bucht auf Ugljan machen wir noch eine kurze Badepause und danach bis 17 Uhr folgen noch Manöver über Manöver zwischen Ugljan und Zadar, bei anständigen 15knoten Wind, mit bis über 7 Knoten Fahrt, ein mehr als würdiger Abschied aus einem Törn mit gefühlt nur einer Motorstunde (in Summe).
Vor der Meeresorgel und den Augen aller gelingt eine lupenreine Halse und danach ein lupenreines Anlegemanöver in der Heimatmarina.
Beim Abendessen in der Konoba lassen wir die Tage nochmal passieren. 
Wer möchte kann hier die Lektüre beenden. 
Und wer aber auch noch andere Details wissen möchte und schon gebannt drauf wartet: die mmer noch vorhandene Verstopfung des Fäkalientankabflusses wurde kurz nach dem Anlegen durch den Vercharterer im Rahmen eines Tauchgangs gelöst, zu seiner und zur Freude aller Nachbarbootscrews.
Das wars geschätzte Lesende von Mike, Armin und der Abordnung der LostCrew. 
Auf neue Blogs auf dieser Seite! 

Donnerstag, 13. Juni 2024

Tag 5 - auf zur Brücke von Pašman


Seglerisch wird das wohl der beste Tag der Woche werden. Das beginnt schon nach dem Frühstück. Wind aus Nordwest, 15 Knoten zu Beginn, dank der Ausläufer des nördlich vorbeiziehenden Gewitters. Wir kreuzen gerefft(!) aus der Bucht hinaus, um zurück zur anfangs beschriebenen Meerenge zu gelangen, die wir auch heute unter Segel (Richtung Osten) passieren. 
Danach geht's raumschots nach Osten weiter zur Südspitze von Pašman und dahinter dann Richtung Norden, also schon in Nähe Zadar. Hier weht der Wind mit 5 bis 11 Knoten, also recht gemütlich, und ungerefft. Die Poseidon dankt uns mit 5 bis 7 Knoten Fahrt, Herz was willst du mehr. Da wir nun natürlich wieder zahlreiche Wendemanöver fahren müssen, ist der letzte Manöverschluck nun bald verschluckt.
Mittagessen wird unter voller Fahrt gekocht (danke!) und verzehrt. Das lässt sich unter den herrschenden Bedingungen gut machen. 
Danach nehmen wir wieder mal eine Wettfahrt auf, lustigerweise mit den selben "Gegnern" wie gestern. Zumindest ist es genau so eine Bavaria 46. Und genau wie gestern ist sie auch heute chancenlos. Sorry Leute!
Tagesziel ist die Bucht, die vor der Brücke von Pašman/Ugljan liegt. 
3 Crewmitglieder setzen an Land über um etwas Nachschub zu besorgen. 
Da das einzige Geschäft des kleinen Dorfes geschlossen ist, erstehen wir nur Bier und Wein aus einer Pizzeria.
Des weiteren statten wir der berühmten Brücke zu Fuss einen Besuch ab. Unglaublich, dass die Durchfahrtshöhe nur 16,5 Meter sein soll, es sieht viel höher aus....
Zurück an Bord wartet schon das Dinner auf uns, fast alle Vorräte sind somit aufgebraucht.
Es mundet herrlich, der (erstmals) sternenklare Himmel ist ein weiterer Genuss.

Aufi auf den Berg mit Badeschlapfen und die Bierkrise, Tag 4

Aus dem Schlaf wurden wir von einem ausgewachsenen Gewitter gerissen, kombiniert mit heftigen Windböen. 
Es wird zwar alles was wir am Vorabend im Cockpit vergessen haben pitschnass (trotz Sprayhood und Bimini), nach kurzer Zeit ist der Spuk aber vorbei. 
Und es sollte ein herrlicher Tag werden, mit einem nachmittäglichen Reigen an Manövern um Aufzukreuzen was das Zeug hält. Davor aber segeln wir zum kleinen Eiland Lavsa und werfen Anker. Es wird nun eine kleine Expedition unternommen, mit dem Dinghi an Land und querfeldein auf den kleinen Gipfel rauf. Blöd nur dass - wie hierzulande üblich - das Gelände unwegsam ist und hauptsächlich aus scharfkantigen Felsen besteht.
Ein Crewmitglied aus der Schweiz, ich möchte keinen Namen nennen, begibt sich auf diese Tour ganz wie ein Tourist, nämlich in Badeschlapfen. Weil: "das ist ja kein Berg". Auf halber Distanz zum Gipfel löst sich leider ein Schlapfen auf. Die Doktern raten ihm dringend davon ab barfuß zum Dinghi hinabzusteigen, das Bein würde ihm wohl bis dorthin in Fetzen von den Knochen hängen. 
Stattdessen gehen sie selbst hinunter und zum Boot, auf die Yacht und holen Schuhe für den Buam. Irgendwie weckt die Situation 'Berg mit Badeschlapfen erklimmen' Erinnerungen an den LostCrew Gründungsmythos! Die geneigten Lesenden kennen diese Legende ja sicher aus der Lektüre auf der LostCrew Website. 

Der Ausblick vom kleinen Gipfel über einen Teil der Inselwelt ist dafür gigantisch und macht alle Mühsal vergessen. Ausserdem schadet einmal ein bisschen Sport gar nicht...
Nach Rückkehr zum Schiff und einem vorzüglichen Risotto von Armin beginnt ein wunderbarer Segelnachmittag mit Wind aus WNW , zwar nur 10kn, der unser Boot mit 4 bis 6 kn am Wind vorantreibt, entlang der Insel Kornat Richtung NW. Es ist sehr gut getrimmt, das Ruder muss man praktisch nicht festhalten. Eine Wettfahrt gegen eine Bavaria 46 nehmen wir auf und können sie mühelos gewinnen, gratuliere dem diensthabenden Steuermann!
Es sollten laut GPS Tracker etwa 25 Wendemanöver in diesen paar Stunden werden.
Schliesslich legen wir gegen 19Uhr wieder an einer Boje an. Erneut in einer Bucht der Hauptinsel Kornat, in Soleta, circa bei der kleinen Felseninsel Šilo Veliko.
Das Abendessen ist zwar wunderbar, wird aber etwas überschattet von von der sich abzeichnenden Bierkrise. Die Vorräte neigen sich dem Ende zu, Rationierung ist angesagt. 
Na dann Gute Nacht!

Mittwoch, 12. Juni 2024

Fäkalientanks und andere Grausamkeiten. Tag 3

Mit dem Wind ist es heute so eine Sache. Du schaust raus- kein Wind. Somit kann in Ruhe gefrühstückt werden. Kaum fängst du damit an, gehts los. Kaum bist du fertig und alle bereit: Wind wieder weg. Und so wird es heute so dahin gehen. Aber zwischendurch bekommen wir schon mal 3bis 4 Bft. zusammen, aber halt nur kurz, dafür umso feiner. Und wenn man schon mal unterwegs ist macht man halt beide Fäkalientanks auf und die Schätze ergiessen sich. Im fixen Glauben dass es das nun war, schließt man die Ventile wieder um für die Mittagspause an der Boje gerüstet zu sein. Aber irgendetwas stimmt nicht.... sobald man die Spülung betätigt quillt Abwasser aus dem Boot statt sich im Tank zu samneln. Angenehm, wenn man da gerade neben dem Schifferl herumschwimmt. Nach einigem Rätselraten stellen wir fest, dass einer der Tanks bis zum Überlauf voll ist, also der Abfluss verstopft...
Was tun.. Ein wagemutiger Abenteurer macht sich nun mit einem Stück Wasserschlauch zwischen den Zähnen auf, um schwimmend zur Öffnung zu gelangen und den Abfluss freizustochern. Was dann zur Folge hätte, dass sich etwa 30 Liter tankinhalt auf ihn ergießt. Aber er hat Glück, denn es gelingt nicht das Rohr freizubekommen.
Nach der Pause gibt's noch eine Einheit Segeln. Wieder mit stark wechselnden Winden. 
Und es wird trainiert: Boje über Bord Manöver (oder war das schon gestern? Ich weiss es nicht mehr).
Jedenfalls kann man am Screenshot des Plotters schön erkennen, dass es eine ganze Weile gedauert hat den verunglückten Fender wiederzuerlangen.
Abends wieder an der gleichen Boje wie zuvor, vor Kameni Žakan.
Und es gibt Captain's Dinner! Bavette a la Sardellini. Allerfeinst Prost Mahlzeit!

Nationalparks und Filmkulisse

Nach einer recht windigen Nacht vor Anker begeben wir uns mit unserer Poseidon kurz nach Norden um die Enge zwischen der Insel Katina und Dugi Otok zu passieren. Wirklich schmal dort, etwa 20 Meter. Der Wind ist schwach, kommt aus Nord, somit können wir die kurze "Meerenge" unter Segel von Ost nach West passieren. 
Ohne Gegenverkehr ist es natürlich nur der halbe Spass. Weil diese Aktion uns alle in den Bann zieht, vergessen wir völlig aufs fotografieren.
Nun tauchen wir in eine Welt der Nationalparks voll von Inseln bzw. Felsen ein. Der erste sightseeing spot sind die Felswände an der Westküste von Dugi Otok, die etwa 200m senkrecht aus dem Wasser ragen. Heimat u.a. auch der Eleonor Falken. Diesen ist die LostCrew bekanntlich schon mal bei den Kykladen begegnet (siehe entsprechender Bericht).
Weiter geht's zur Filmkulisse von 1959 (die Raubfischer in Hellas). Diese ist auf der Insel Mana etwa 50meter über dem Meer errichtet worden und sieht aus wie die Ruinen eines Dorfes. In der kleinen Bucht davor werfen wir Anker, schwimmen und speisen und übersetzen mit dem Dinghi an Land um zu besichtigen. 
Skipper Mike hat aus eigenem Bestand einen Elektroaussenborder für das beiboot mit, zur Begeisterung aller- laut- und geruchlos (no na) und recht kräftig.
Etwas später lichten wir wieder den Anker und umrunden die schöne Insel mit steilen Klippen auf der Rückseite um schliesslich für die Nacht an einer der Nationalparks-Bojen an der Westküste der Insel Kornat festzumachen, in der Uvala Kravljačica. 
Die Bucht ist recht offen und ungeschützt, so kam es dass der Koch des Abends (sehr feine spaghetti mit thunfisch/tomatensugo!) aufgrund der Schaukelei fast seekrank wurde.
Da kam dem Mike die innovative Idee am Heck eine Leine zur nächsten Boje festzumachen. Aber nicht um unser boot in einer Linie zwischen den Bojen zu platzieren, sondern unser Boot einfach in Richtung der anrollenden Dünung auszurichten ( die Windrichtung war nämlich eine andere). Schlagartig beruhigte sich das Schiff. 
Somit stand einer ruhigen Nacht nicht im Wege. 
Als aber der Schreiber dieser Zeilen um 3 Uhr früh das Deck aufsucht, warum wohl, ist plötzlich alles verkehrt! Das Boot 180 grad gedreht, und die stablisierungsleine am Heck auf backbord geht nun unter dem Rumpf nach steuerbord durch zur Nachboje...oh no!
Zum Glück aber ist dem propeller nix passiert, wir können die Leine auf die andere Seite verholen. Also weiter gute nacht!
Es kam wie es kommen musste: 2 Stunden später hat das Schiff erneut eine 180 grad Drehung gemacht. Problemlösung diesmal: heckleine los und warten auf den Morgen.... da kann man immer noch zur anderen Boje schwimmen und die Leine bergen.

Sonntag, 9. Juni 2024

Schwelgen in Gedanken an alte Zeiten und der allgegenwärtige Fachkräftemangel

Es ist fast wie bei erfolgreichen Rockbands: Außenstehende könnten glauben, wegen eines einmaligen Fremdgehens ist die Existenz der Crew in Gefahr , aber keine sorge!
Nun zum Fremdgehen: es begibt sich dass Dokta Schorsch und Christoph sich mit Mike als Skipper und Armin zusammentun und ab Zadar die Poseidon, eine Oceanis 40.1 besteigen. Ein modernes Boot mit bequemem breitem Hinterteil.
Am ersten Segeltag 6 Uhr Tagwache, tja im Juni beginnen die Tage früh ;-).
Ablegeln um 8uhr, Um diese Uhrzeit haben wir die Adria für uns allein.
Vielleicht liegt das aber auch am schwachen Wind. Dieser legt aber kontinuierlich zu, was zu immer besserer Stimmung führt. Oder liegt das am Appenzeller Manöverschluck? Manöver fahren wir jedenfalls reichlich, da es an Ugljan vorbei durch ein Gewirr an Inseln und Felsen Richtung Osten, dann Süden geht , bei Südwind. Dabei passieren wir aus der Ferne die Brücke zwischen Ugljan und Pasman, deren Durchfahrt seitens Vermieter verboten ist, und deren Passage (mit mehr Glück als Verstand ;-) ) im LC Törn 2012 beschrieben ist.
Unser Tagesziel ist eine nach Süden geschützte Bucht auf der Insel Zut.
Gleich nach der Ankerung fällt auf dass sich der weltweite fachkräftemangel auch hier bemerkbar macht. Denn die gewohnten Brötchen und Snacks müssen mangels Kocher selbst gestrichen werden. Und: auch die cockpitlampe muss mangels TC durch 2 Laien instand gesetzt werden.
Aber erst mal Köpfler ins Wasser, und selbigen abkühlen!
Am Herd köchelt jetzt schon das Abendmahl, die Cevapis duften schon!


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