Freitag, 30. September 2022

Tag 5 - nur quer is ma wer...

... aber dazu später!

Der Tag beginnt wie meist mit einem morgendlichen Bad!
Das Wasser ist noch angenehm warm, jedoch der Wind und die letzten Fetzen Regen dann an Bord sind nur für Natursch...wie den Dokta und mich! Der TC hat das Bordklo ja nicht nur aus Freundschaft repariert!

Der Wind ist bis nachmittags noch aus Südost angesagt, wäre also toll gewesen nordwärts in die nächste Bucht zu segeln, diesmal gemeinsam, jedoch hat die Wettervorhersage (Meteoblue- sehr zu empfehlen) für Süden besseres Wetter angesagt.
Daher Anker auf, das weckt auch die anderen Schlafmützen, denn der eine schläft quasi am Motor der andere im Ankerkasten.

Wieder durch die wunderschöne Enge, an der Isola Tavolara vorbei, am Tracker ist zu erkennen, dass wir den gestrigen Tag fast rückabwickeln,  denn der Kurs ist auf wenige Meter gleich. In die Gegenrichtung halt.

Es bedarf eigentlich nur weniger Manöver, eines um nicht in ein Feld von RS21-Regattaseglern zu geraten.

Gegen 14 Uhr, als wir nur mehr 1 Stunde von La Caletta entfernt wären, machen wir noch ein kleines Zusatzkringerl um eine Wetterfront vor uns vorbeiziehen zu lassen.
Der Wind beginnt natürlich zu drehen, aus der einen Stunde werden fast 3, und aus einem schönen Raumkurs (wind v schräg hinten) eine gnadenlose Kreuz (gg den Wind).

Und die Feeling Lost knarrt und ächzt vor sich hin, für die Crew Freudengeräusche.
Wäsche (vulgo Segel) weg, erst die Genua  vor dem Wind, danach Groß und Besan gegen den Wind, da hätten wir schon Verdacht schöpfen sollen, was später noch folgt. 
Denn just in dem Moment dreht der Wind um 180 Grad.
Noch schwant uns nichts Böses, TC möchte das Anlegen durchführen, groovt sich dazu im Hafenbecken ein und  fährt dann rückwärts gg den Wind in Richtung Liegeplatz, eh gleich der zweite am ersten Steg. 
Also eine schwungvolle Linkskurve (wenn man nach hinten schaut) aber eig. eine Rechtskurve am Ruder.. ja, mit dem Knopf im Hirn ist Berni nicht allein.
Im zweiten Anlauf, wo die Hafenkinobesucher schon glauben wir legen gegenüber an der Kaimauer an, zirkelt er uns schön in die Gasse ein, bis der Wind meint, von NW auf NE zu drehen und dann auch noch gleich mit einer Böe von 16 Knoten.

Das Ruder sagt Bug dreh, doch der Wind sagt sicher nicht!
Und er ist stärker, da hilft das Spuckerl von einem Bugproppeller genau nix.
Und damit gehts gradaus... leider nicht in die Gasse, sondern ins ggü liegende Boot.
Da hilft ka Stopp-schreien, weil jetzt auch noch der Gang steckt. Glücklicherweise geht sichs aus. Nun stehen wir komplett schräg in der Gasse, der Wind treibt uns vor sich her wie er will.
Da hilft nur noch buchstäblich die Flucht nach vorn, Bug voraus an den Steg.
Vom Nachbarboot konnten wir uns freihalten. Also kein am Burgkorb drohnender Rettungsring wie 2020, unsrem Vorfallsjahr.

Berni ist ned glücklich, aber wir hättens alle ned besser oder schlechter gmacht. Nur mit mehr oder weniger Glück.

Wie ich schon beim FB2-Törn sagte: Da Berni is a echter Freund, a er verscheißt amal das Einparken.

Guad is gangen, nix is gschehen.

Aus der Küche gibts heute Erdäpfelschmarrn mit Salsiccia.

Ach ja, 10 Minuten nach dem Anlegen ist der Wind komplett eingeschlafen. Na Danke...

Im dritten Anlauf...Tag 4

Nach einer endlich einmal windstillen Nacht ohne Gepfeife und Geklapper in den Takelagen der vielen anderen Boote (beim eigenen stört es ja nicht so sehr) legen wir gemütlich ab um es ein weiteres Mal etwas weiter nach Norden zu versuchen. Die Wetterprognosen verheissen, dass es gelingen sollte. Und oh Wunder, Wind und Wetter halten sich daran. Somit sollte es der bisher beste Segeltag werden, mit Wind meist aus Südwest, zwischen 7 und 20 Knoten, je nach Abschattung durch die Küstenlinie bzw. Inselchen. Wir segeln vorbei an der Tavolara (Ayers Rock des tyrennischen Meeres) bis nach Golfo Aranci. Da der Tag aber noch jung ist werfen wir jetzt noch nicht den Anker, sondern kreuzen ein Stück zurück und hinein in die Hafeneinfahrt von Olbia. Natürlich kommt uns dort der Wind akkurat entgegen, sodass wir auf engem Raum eine Wende nach der anderen hinlegen müssen. 
Da war zum Glück nicht mal Zeit für je einen Manöverschluck dazwischen. Wie das nämlich ausgehen kann, lest ihr gerne nach im Törnblog von 2020.
Irgendwann war es uns dann doch zu blöd, und wir kehrten um (anstatt bis in den Hafen ganz hinein zu fahren), um eben zum Ankerplatz zurückzukehren.
Dort wiederum wäre angebracht gewesen 3 Vaterunser auf die gelungene Reparatur der elektrischen Ankerwinsch zu beten. Hätten das die beiden gestern nicht anhaltend gelöst, hätten wir uns krumm und bucklig gezogen beim händisch-Anker-aufziehen. Letzterer hielt nämlich ganze 2mal nicht, was natürlich jedesmal bedeutete: Anker wieder raufziehen und nächster Versuch! So ein Gfrast.
Sogar der Himmel hatte Mitleid mit uns und zeigte uns das in Form eines kräftigen Platzregens, allerdings erst exakt nach dem 3. und erfolgreichen Ankerungs-Versuch. Nochmal Glück gehabt. 
Kurz darauf bot sich uns westlich ein sensationeller Anblick eines komplett durchgezogenen Regenbogens.
Als Abendmahl kredenzte unser TC ein flugs zubereitetes Curry. Läuft bei uns, ey!
C U Morgen!

Donnerstag, 29. September 2022

Im zweiten Anlauf...

.. die nördlichen Inseln zu erreichen, von denen Sardinien-Landurlauber so schwärmen,  wurde zwar nicht durch den vorherrschenden Nordwestwind, der noch genauso wehte wie am Vortag und nicht minder böig war gestoppt, sondern durch die spät-gemütliche Abreise der LOSTCrew gegen Mittags, nach Begutachtung des wunderbaren Wellenbrechermosaiks, 
das natürlich auch lehrreich ist,  und dem ungewohnten Blick aufs eigene Schiff, und vorallem durch tiefhängende regenschwangere Wolken.

Diese brachten einerseits noch den einen oder anderen lebhaften Winddreher und heftige Böen mit sich, andrerseits den Eigner dazu der Crew mal die Regengarderobe des Schiffes zu präsentieren.

Segeltechnisch waren wir vorbereitet und haben aus dem ewigen (Aus-)reffen des Vortags gelernt und sind gleich mit dem kleinen Schwarzen.. äh Weißen also 2. Reff in Groß und Genua ausgefahren. Es wäre ja nicht so als hätten wir 2 kleinere Vorsegel an Bord, jedoch das Wechseln auf diese bei böigen 4-5bft wäre im Hafen zur Belustigung der anderen gewesen. Und Hafenkino gabs hier links und rechts schon zuhauf.
Auf der Flucht, wobei es ja um Vermeidungstaktik geht, vor dem Regen Richtung Süd, kämen wir natürlich viel zu früh nach Hause i. e. La Caletta, daher haben wir einen kleinen Ankerstopp vor der schönen Stadt Posada in der Bucht nördlich gemacht. 
Die Crew sah auch schon sehr hungrig aus, daher gabs a Supperl, Schöpfer ja vorhanden, und a paar Lachstortellini vom Despar.
Da die Feeling LOST trotz 15-20kn Wind sehr ruhig vor Anker lag, widmeten sich der TC und ich der Ankerwinsch, die ihren Dienst vorgestern komplett quittierte, was ja in einem händischen Anker-auf resultiert hatte.

Mit viel Liebe, dem geballten Mechanikwissen des TechComanders und gezielten Hammer-Massagen wurde das Ding wieder in Schwung gebracht, und wie so oft, wenn man das Ersatzteil schon bestellt hat, entscheiden sich diese Dinge noch Monate zu halten. Mal sehen ob Freds Familie am Montag mit Ersatzteil oder Schminkkoffer anreisen darf.

Fred, mein lieber Kollege aus Maastricht, Erstwasserer und Steineküsser, hätte ja die FL die nächsten 12 Tage besiedeln und besegeln sollen, jedoch hat sich seine Familie durch sehr drastische Maßnahmen dieser Kur oder Tortur entzogen. Fred wird dann wohl geplant haben Urlaub vom Urlaub zu nehmen und sich mit öligen Händen allein aufs Boot zurückzuziehen. Er kennt den Motor ja auch schon bissl.

Der Abend endet wie die meisten, mit ein paar Runden Die Crew, langsam werden die Missionen anspruchsvoller, oder es sind der Weißwein, und die Flasche Pelinkovač, die Berni entdeckte, die unsre Kartenwahl beeinträchtigen.

So oder so,der heutige Morgen beginnt mit leichtem Regen und der täglichen Frage, wohin...

Ihr werdet es sehen.... bzw lesen..

bleibt uns gewogen

Euer Zwaara

Mittwoch, 28. September 2022

Die Straße von Bonifacio bleibt in unerreichbarer Ferne, dafür winkt Erleichterung - Tag 2

Zum Dinner gereichte uns Harry ein köstliches Risotto, dann folgte eine partie des Spiels "Die Crew". Da es dabei zig Missionen zu erfüllen gibt,  zaht sich das etwas in die Nacht hinein, wobei wir ohnehin kein zehn schafften. Buona notte!
Ein herrlicher Morgen läßt auf vieles hoffen. Erstens auf ein morgendliches Bad im noch warmen Meer, dieser Plan geht voll auf. Nur herauskommen darf man nicht, der Wind bläst - wie schon während der ganzen Nacht - recht lebhaft. Daher kühlt man gleich mal kräftig ab nach dem Bade. Aber egal, es muss sein.
Ihr habt richtig gelesen: Wind. Daher nix wie raus aus der Bucht. Nur der Motor der Ankerwinsch spielte dabei nicht mit..Streik!  Also mussten die 25 Meter Ankerkette zum Teil per Hand eingefahren werden. Gute Aufwärmübung. Nun konnte es losgehen. Frohen Mutes schlugen wir wieder mit allen 3 Segeln den Kurs nach Norden ein, um zwischen den kleineren Inseln, wie z.b. Tavolara, bis Olbia zu kommen. Von dort wäre es vielleicht möglich gewesen an einem anderen Tag in die Straße von Bonifacio hineinzuschnuppern (also die Meeresenge zu Korsika). Aber nix da, die vorhergesagten 6 plus Windstärken aus West - also genau uns entgegen, eh logo- hielten sich eisern an die Prognosen. Daher trat Plan B in Kraft, der den Weg zurück bedeutete, und zwar am besten gleich in die Heimmarina nach La Caletta. Dieser Rückweg war seglerisch durchaus abwechslungsreich, auch wenn nur sehr wenige Manöver gefahren werden mussten, weil Windrichtungen und vor allem Intensität ständig variierten. Daher Reffen und Ausreffen dass es eine Freude war. Topspeed 8,7 Knoten!
Zum allem Überfluss stürmte es dann am Ende in der Bucht von La Caletta am allermeisten, Bonifacio schau owa.
Die Zeit bis zum Abendessen war "zur freien Verfügung". Der eine schläft eine runde, der zweite schreibt, einer spielt, aber einer ist drauf und dran die welt zu retten (und zwar die Welt des Mikrobioms) und gleichzeitig das Hafenbecken vorübergehend zu verseuchen. Im Detail: seit Wochen, oder Monaten, klemmt das Auslassventil, des Fäkalientanks, sodass sich dieser nicht entleeren läßt. Tja, und was das bedeutet wenn dieser eine jenes Ventil mit McGyver-tricks in die Gänge bringt, muss ich wohl nicht erwähnen. Starker ablandiger Wind tut das übrige. Geschätzte Leser/innen, sorry, es war wirklich für die gute Sache. Ihr habt keine Ahnung wie erleichternd alleine der Gedanke daran ist, nicht mehr dem Tag des Überlaufens dieses Tanks entgegensehen zu müssen.

Montag, 26. September 2022

Bilder zu den ersten 2 Tagen

Der Wind dreht sich wie eine Fahne im Wind - Tag 1

Die Wolken hängen tief, aber es klart mehr und mehr auf. 
Bis die Crew in die gänge kommt dauerts ein bisher, dafür ist dann der Wind umso besser. Auf dem Kurs die Insel entlang nach Norden erreicht die alte Dame bei 10 bis 15 Knoten Wind bis zu 7 Knoten Maximum. Genua, Groß und Besan schütteln das unbeeindruckt aus den Ärmeln. Highlight dabei: mit Harry am Ruder überholen wir einen Fahrtenkatamaran, besser gesagt, wir schupfen ihn regelrecht! Er scheint zwar schlecht gesegelt worden zu sein, aber trotzdem...
Dieses Highlight wird das letzte dieses Tages gewesen sein, jedenfalls in seglerischer Hinsicht. Denn danach schläft der Wind ein und dreht sich in weiterer Folge in einem fort. Wir brechen ab und tuckern zur Küste, in die Bucht von San Theodoro, um zu ankern
Ein weiterer Grund für die abrupte Kursänderung war die Erkenntnis, dass weiter im Norden Ungemach warten würde: Stürme bis 8Bft sind prophezeit. Darauf aufmerksam gemacht wurden wir einerseits durch eine Gruppe Segelboote, die auffälliger Weise alle uns entgegen nach Süden fuhren, andererseits durch die Wortfetzen, die wir beim Überholmanöver vom Kat herüber aufschnappen konnten... der Skipper sagte irgendetwas von 50 Knoten... Aber wir waren ja soo schnell bei denen vorbei, dass eine detailliertere Unterhaltung oder Fachsimpelei nicht möglich.

10 Jahre Lost Crew - Törn 2022

Vieles ist heuer besonders, teils auch anders UND besonders. 
Es wird der erste gemeinsame Törn mit der Feeling Lost. Harry ist nach viel zu langer Pause wieder real mit dabei, in Präsenz, wie das seit jenem Virus heißt. Und drittens fahren wir diesmal erstmals in Sardinien, was sich einfach aus der Tatsache ergibt, dass die Yacht, die "die Mama" Berni seit diesem Jahr sein Eigen nennt, nun mal ebendort steht. 
Und diese Tatsache, dass es nun kein schnödes Charterboot mehr wird, ist wohl für alle aufregend. Skipper Berni hat ja schon einige Wochen und Seemeilen am Feeling Lost Konto verbucht, wie man dem entsprechenden Blog entnehmen kann. Wir drei betreten gewissermaßen Neuland, ist doch die Ausstattung und Einrichtung sowie der Grundriss ganz anders, das Schmuckstück hat ja immerhin fast 40 Jahre am Kiel. 
Aber eins nach dem anderen. Berni setzt Barbara am Flughafen in Alghero ab und holt  holt uns mit dem Auto ab, um zum Boot in der Marina La Caletta zu fahren. 
Mit bereits wehender Crewflagge erwartet es uns am Steg. Das muss gefeiert werden! Auslaufen können wir sowieso erst morgen, daher gibt's jetzt erstmal ein verspätetes Geburtagsdinner vom Dokta im Ristorante. Buon Appetito!