Freitag, 3. Mai 2019

Die Prüfung

Irgendwie, ist die Zeit dann doch knapp geworden, wir haben uns eigentlich für den Vormittag vorgenommen, die 8 Theoriethemen durchzugehen, aber mehr als das Radar, dass ja ausnahmsweise funktioniert und uns das Display nicht mit Kurzschlussdauergepiepse nervt, und ein paar Theoriefragen haben wir irgendwie nicht geschafft. Ab Mittag stieg dann doch langsam eine gewisse Nervosität, beim Einser eher wegen der fehlenden Zeit sich mit der Theorie beschäftigt zu haben, bei mir eher wegen des nachlassenden Windes. 
Der Prüfer steht dann auch noch im Stau bei Ljubljana und kommt eine gute Stunde später, na auch nicht hilfreich. 

Heinz ist ein sehr sympathischer Endsechziger, wir kennen ihn zufällig beide von der Theorieprüfung, Mario kennt ihn sowieso, beim Abendessen verstärkt sich dann auch der Eindruck, dass diese ganze Segler- und Prüferpartie eine sehr - wie sagt man das höflich...- zusammengeschweißte Truppe sind.
Es kommt wie es musste, wir beginnen mit den Segelmanövern, jeder 2 Wenden, Halsen und ein Boje-über-Bord-Manöver, zuerst der TO, tadellos, da wir ja schon so eingespielt sind, fallen nur die Anweisungen a bissl zu wenig aus, klappt alles. Er zittert sich durch die Manöver, weniger aus Nervosität als aus fehlendem äußeren Antrieb, der Wind hat grad noch 5kt.
Mehr wirds auch nicht, daher beschließe ich bei meinem Teil gleich 2 volle Manöverkreise zu fahren um den Schwung mitzunehmen, also Wende, abfallen auf raumen Kurs, Halse, anluven auf Am-Wind und das ganze nochmal. Spart auch der Mannschaft das lästige Fieren und Dichtholen des Groß nach der Halse, na gut, bei 3kt Wind eh a Kinderspiel, aber bei 22 Grad schwitz ma eh auch so in da Montur.
Heinz merkt schnell, dass wir durch jahrelanges hartes Training in der Admiralsschule (Danke Dokta😘) da überhaupt keine Schwächen zeigen, und bricht nach den 2 BoB-Manövern und einem sinnlosen Reffen des Groß den Teil der Prüfung aus sportlicher Wertlosigkeit ab. Nöchster Teil Ankern ist genausoschnell erledigt und dann gehts zurück in den Hafen. 
Jeder einmal längsseits mit Eindampfen in die Vorspring und einmal rk- Anlegen und es geht zur Nachbesprechung, vulgo Abendessen.
Die Sonne geht wie geplant unter, sie zeigt echt keine Schwächen heuer.
Eine Stunde später brechen wir zur Nachtansteuerung auf, zur Überraschung Richtung Pula, do woar ma eh no nie :D
Aber der vorausschauenden Planung Marios ist zu verdanken, dass wir jeweils noch eine Richtung offiziell nicht angesteuert haben, also navigiert uns der TO nach Pula und ich zurück.

Irgendwann am Nm meinte der TO: "Na i bin ma sicher wir haben bei der Prüfung irgenda deppades Schiff mit tausend Liachta des ma identifizieren miassn"
Orakel von Delphi a Schaaß dagegen
Das erste ein unbeleuchtetes Dinghi, das in der Hafenausfahrt irgendwo vor unserem Bug hin und herkreuzt, und zwar so, dass ich Fahrt wegnehmen muss, weil es genau zwischen zwei Lichtspiegelungen vom Festland verschwindet.
Als wir sicher sind dass wir es versenjt haben, gehts in das Hafenbecken. Dort kommt uns abwechselnd Grün und Rot entgegen, wir tippen auf den zweiten Segler des Abends, der das Motorlicht vergessen hat, aber werden aus der Fahrtrichtung des Gegners nicht schlau. Als uns die Barkasse an Bb dann passiert, sehen wir dass sie einfach rundumleuchtende Bb-Stb-Beleuchtung haben, statt der (Achtung Bildung) nur 2 Strich achterlicher als querab leuchtenden.
Endlich das offene Meer erreicht, Navigation kann beginnen, Heinz hat uns
beauftragt einen von ihm auf der Karte markierten Punkt ins Navi einzugeben, an der Karte eine Navigation zu überlegen und bei Erreichen den Standort durch Peilung als auch Eadarpeilung zu bestätigen.
Da das Kreiwel den ersten Tag funktioniert (und auch den einzigen) ist das Eingeben der Punkte und die Bedienung allgemein eine ziemliche Challenge. Als wir den Punkt, den TO eingegeben hat nicht finden, dauert es ein bissl bis wir herausfinden, dass er uns auf 44° 50' S!!! schicken wollte...
Also nochmal... Unterdessen beobachten wir wieder ein komisch beleuchtetes Etwas, das eine stehende Peilung Stb voraus hat und sich lt. grünem Nav-licht eigentlich von uns wegbewegen sollte, wir identifizieren es als Nichttrawlenden Fischer, suchen aber das rote Topplicht vergebens. 
Eh egal, weil der von Heinz ausgesuchte Wegpunkt liegt ziemlich genau unter ihm, also nix mit Ansteuern.
Planänderung, wir navigieren weiter auf die Hafeneinfahrt Pula zu, nehmen dort die 3 Messungen vor, und diese stimmen haaaalbwegs überein...
Dann wurds a bisserl hektisch, weil jetzt beginnt meine Rückfahrt und ich würd mir gern ein paar Kurse rausmessen, doch der TO hängt über der Karte wie Gollom...."mein Schatzzzz..." hab ich ihn zischen hören...
Die Crew oben wird etwas ungeduldig, ich gebe ihnen mal einen Kurs an den ich mich noch erinnerte, bis ich die Nav beginnen kann.
Eine gute Stunde später legen wir wieder in Veruda an. Bei null Wind löst jedes Zupfen an der Heckleine eine halbe Katastrophe am Bug aus, Bugstrahl hätten wir zwar, war aber verboten.
Oiso wieder mal a bissl quer angelegt, aber Börni hat das mit beherztem Griff zum Gas grade gerichtet.
Lang lebe der Radeffekt, wenn er mal in die richtige Richtung geht.

Prüfung ohne Punkteabzug bestanden, alle sehr stolz und um 2h fallen wir ins Bett. 
Wird eine kurze Nacht, um 7 Uhr steht der Smutje wieder auf und macht Frühstück für alle, denn Heinz muss um 8 am Nebensteg einer Theorieprüfung beisitzen und dann 400km in den Süden zu einer weiteren Praxisprüfung... naja wer Spaß dran hat...
Da der Tag viel Sonne, wenig Wind und am Abend beginnenden Yugo verspricht,  beschließen wir eine Besichtigung der Stadt Pula und ihrer K. u. k.-Geschichte
Stadtführer Mayer hat anscheinend zuviel Zeit zwischendurch gehabt und hat sich einiges Wissen darüber angestrebert.
Um 1800 treten wir die Heimreise an, kurz vor Wr. Neustadt beginnt es zu regnen.
Dass der Yugo schneller war als wir????

Genießt den Sommer, im Herbst spätestens gibt's was Neues, wenn die LostCrew in versammelter Stärke wieder die Kykladen unsicher macht...

Ihr müsst unbedingt gucken, wie's weitergeht.....

1 Kommentar:

  1. sehr eindrucksvoll geschrieben, fühlte und fieberte mit.
    Gratulation zum bestandenen PrüfungsManöver, Admiralhut ab für die Strapazen, die ihr auf euch genommen habt! Freu mich auf euren fachkundigen Einsatz im Oktober

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